Frankreich:Geistiger Terror

Lager für Verdächtige? Die Republikaner drehen durch.

Von Christian Wernicke

Auf Frankreich kommen weitere schlimme Zeiten zu. "Wir werden neue Anschläge erleben", warnte Premierminister Manuel Valls am Mittwoch. Der Mann hat wahrscheinlich recht. Frankreich gilt den Mörderbanden des "Islamischen Staats" als Reich ungläubiger Teufel, ähnlich verhasst wie der Satan USA. Der Doppelmord an zwei Polizisten beweist das.

Das Land erlebt eine Epoche des Terrors. Obendrein beginnt die lange Phase des Wahlkampfs. Im Frühjahr 2017 lauern Präsidentschaftswahlen, bereits im November küren die Republikaner ihren Spitzenkandidaten. Das erklärt, warum Frankreichs Opposition gerade Sinn und Verstand verliert: Reihenweise fordern Parteiköpfe, mal eintausend, mal gleich 13 000 Mitbürger in Sammellager zu internieren, die nach Beobachtungen von Polizei oder Geheimdiensten als "radikalisiert" oder "staatsgefährdend" gelten. Wohlgemerkt, es geht nicht um verurteilte Täter. Die Radau-Republikaner wollen auf schieren Verdacht hin verhaften und wegsperren. Solch ein Camp wäre eine Schande, wie jenes Lager, das George W. Bush in Guantanamo schuf. Die USA werden ihren Gulag bis heute nicht los.

Frankreichs Republikaner wollen verständlicherweise an die Macht. Wie Nicolas Sarkozy und seine Vertrauten nun jedoch republikanische Prinzipien verraten und schwadronieren wie sonst nur der Front National - das ist geistiger Terror.

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