Frankreich:Und raus ist Sarkozy

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Bei den Vorwahlen der französischen Konservativen scheidet der frühere Präsident aus. Favorit ist nun sein ehemaliger Premier François Fillon.

Von Christian Wernicke, Paris

Die Karriere von Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy ist beendet: Bei der Vorwahl um die Präsidentschaftskandidatur der oppositionellen Republikaner landete der 61-jährige Konservative nach Auszählung der Stimmen in vier Fünfteln aller Wahlbüros am Sonntag nur auf dem dritten Platz und schied aus.

Überraschender Gewinner der "Primaire" der französischen Rechten wurde der wirtschaftsliberale François Fillon, der Sarkozy 2007 bis 2012 als Regierungschef gedient hatte. Fillon lag am Abend mit mehr als 40 Prozent der Stimmen deutlich vor Alain Juppé (etwa 28 Prozent), dem gemäßigten Ex-Premier. Umfragen verheißen jedem künftigen Spitzenkandidaten der Republikaner gute Chancen, im Mai nächsten Jahres den Élysée-Palast zu erobern und den Sozialisten François Hollande abzulösen.

Der überraschend deutliche Sieger der ersten Runde: François Fillon. (Foto: Gonzalo Fuentes/Reuters)

Sarkozy hatte schon mal seinen Rückzug verkündet

Sarkozy räumte seine Niederlage am späten Sonntagabend offen ein. Er kündigte an, er werde am kommenden Sonntag "im zweiten Wahlgang für François Fillon votieren", den deutlich konservativeren Bewerber. Dann verabschiedete sich Sarkozy - zum zweiten Mal in seinem Leben - von der Politik: "Au revoir an alle!" Bereits im Mai 2012, nach der Niederlage bei der Präsidentschaftswahl gegen Hollande, hatte er seinen Rückzug verkündet. Im Herbst 2014 jedoch kehrte er auf die nationale Bühne zurück, um den Vorsitz seiner kriselnden Partei zu übernehmen.

Im Vorwahlkampf hatte Sarkozy auf eine Mobilisierung des harten, konservativen Kerns republikanischer Anhänger gesetzt. So forderte er eine drastische Begrenzung des Zuzugs von Ausländern sowie Kopftuch- und Burkini-Verbote für muslimische Frauen an Universitäten oder Stränden. Damit wollte er Wähler zurückgewinnen, welche die bürgerliche Rechte zuletzt an den Front National verloren hatte. Ungefähr acht Prozent der Vorwähler vom Sonntag gaben in Exit-Polls an, sie sympathisierten mit der Ultrarechts-Partei von Marine Le Pen.

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Fillons radikales Sanierungsprogramm

François Fillon, der nun als Favorit in die Stichwahl gegen Juppé geht, hatte mit dem radikalsten Sanierungsprogramm für Frankreichs Wirtschaft geworben: So möchte Fillon die Zahl der Staatsbediensteten in fünf Jahren um 500 000 Mann senken . Auch seine Vorschläge zur Verringerung der Staatsausgaben um 100 Milliarden Euro sowie zur Entlastung der Unternehmen fallen drastischer aus als bei Juppé. Fillon, lange Außenseiter, hatte in den drei TV-Debatten der insgesamt sieben Aspiranten mit bedächtigen Auftritten gepunktet. Als Erfolg können die Republikaner die hohe Wahlbeteiligung verbuchen. Nach Schätzungen des Instituts Elabe stimmten mehr als vier Millionen Franzosen in einem der 10 228 Wahlbüros ab. Damit übertreffen die Konservativen deutlich die Resonanz auf die Vorwahl der Sozialisten vor fünf Jahren, als 2,8 Millionen Franzosen zur "Primaire" kamen.

Die erste Vorwahl eines Präsidentschaftskandidaten in der Geschichte von Frankreichs Gaullisten, Konservativen und Liberalen stand nicht nur den 240 000 Parteimitgliedern der Republikaner offen. Aufgerufen waren alle Sympathisanten und potenziellen Wähler der Rechten und des Zentrums. Wer teilnehmen wollte, musste in den Wahllisten eingetragen sein und sich per Erklärung "zu den Werten der Rechten und des Zentrums" sowie zum Ziel eines Machtwechsels bekennen, also einer Ablösung des sozialistischen Präsident François Hollande.

Alain Juppé hatte seine gesamte Strategie auf eine hohe Beteiligung von Anhängern des Zentrums und parteiloser Wähler ausgerichtet. Der Bürgermeister von Bordeaux gab sich moderat und umwarb ausdrücklich auch enttäuschte Sympathisanten der Linken, die 2012 für Hollande - und gegen Sarkozy - votiert hatten. Ungefähr ein Siebtel der Urwähler vom Sonntag waren offenbar Anhänger der Linken. Juppé dürfte versuchen, bis Sonntag noch mehr nicht-republikanische Wähler für sich zu mobilisieren.

© SZ vom 21.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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