Frankreich:Der Angstreflex greift - trotzdem geht Le Pens Kurve nach oben

Regional elections in France

Marine Le Pen am Abend der Regionalwahlen in Frankreich.

(Foto: dpa)

Ein Bündnis aus Sozialisten und Konservativen hat den Front National bei der Regionalwahl in Frankreich gestoppt. Aber verbannt ist die rechte Truppe nicht.

Kommentar von Stefan Kornelius

Frankreichs Regionen bleiben in der Hand der beiden etablierten Parteien. So weit, so wenig verwunderlich. Aber darum geht es nicht. Das Wahlsystem stellt seit Jahren schon dasselbe Spiel mit den Bürgern an. Die erste Runde der Abstimmungen dient als Weckruf, dann schließen Sozialisten und Bürgerliche die Reihen zur Abwehr des gemeinsamen Feindes; und in der zweiten Wahlrunde hat der Angstreflex das Land derart gepackt, dass die Rechtsextremen in die Schranken gewiesen werden.

Aber: Wird die Le-Pen-Truppe wirklich verbannt? Eine zweite Verlaufskurve gibt die Antwort, und die spricht eine andere Sprache.

Natürlich funktioniert der republikanische Schutzmechanismus der beiden Großparteien noch immer. Dennoch gehen für den Front National die Kurven nach oben, besonders in den vernachlässigten Regionen Frankreichs.

Dahinter steckt mehr als nur populistische Stimmenfänger-Technik. Dahinter steckt die Vernachlässigung der Wähler durch ihre regierende Kaste. Die Sozialisten haben es in all ihren Jahren im Amt nicht vermocht, ihre Vision mit Glaubwürdigkeit zu füttern. Und im bürgerlichen Block spielen die Männerlager um die Macht.

Die Wähler quittieren das mit Protest und Stimmverweigerung im ersten Wahlgang. Aus Überzeugung haben sie jedenfalls am Sonntag nicht votiert. Frankreich fehlt die mutige politische Stimme. Le Pen bietet nur Geschrei.

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