Frankreich:Anschlag in Paris vereitelt

Sie wollten den Tod des IS-Sprechers al-Adnani rächen und standen in Kontakt mit anderen Terroristen: Drei junge Frauen planten offenbar ein Attentat mit Gasflaschen auf die Kathedrale Notre Dame. Sie scheiterten nur an ihrer Ungeschicktheit.

Von Christian Wernicke, Paris

Es sollte "ein Racheakt" werden. So jedenfalls hat Ines M., die 19-Jährige aus dem Pariser Vorort Tremblay-en France, Frankreichs Anti-Terror-Polizei jenen Wahnsinn erklärt, an dem sie sich mit mehreren Freundinnen voriges Wochenende versucht hatte: Sie lieh sich das Auto ihres Vaters, belud den Kofferraum mit sechs Gasflaschen und drei Kanistern Diesel und parkte den Peugeot 607 am frühen Morgen des Sonntags auf der Rue du Petit Pont, einer Straße gegenüber der Kathedrale von Notre Dame. Einmal, zweimal hat Ines M. versucht, das Gemisch im Kofferraum mit einer glühenden Zigarette zu entzünden - der Peugeot sollte zur Bombe werden. Und Frankreich mit brutaler Gewalt erschüttern. Gescheitert ist der Anschlag nur, weil Ines M. und eine Kumpanin sich beim Feuerlegen offenbar arg ungeschickt anstellten. Als die radikalisierten Frauen glaubten, eine Zivilstreife der Polizei habe sie entdeckt, flohen sie in einem zweiten Pkw. Das Auto des Vaters ließen sie im Parkverbot zurück, mit blinkenden Alarmleuchten. Viereinhalb Tage später, bei ihrer Festnahme südlich von Paris, ging Ines M. mit dem Messer auf einen Polizisten los. Ein Schuss ins Bein stoppte sie, mit zwei Freundinnen wurde sie verhaftet. Seit Freitag wird Ines M., die sich zur Terrormiliz "Islamischer Staat" bekannte, verhört. Der leitende Staatsanwalt François Molins erklärte, der versuchte Anschlag sei "aus Syrien ferngesteuert" gewesen. Der IS sei fähig, per Internet "aus Frauen Kämpfer zu machen".

Mindestens vier Frauen gehörten zur Terrorzelle. Eine, berichtete der Parisien, habe Kontakte mit Hayat Boumeddiene gepflegt, der früheren Lebenspartnerin von Amedy Coulibaly, einem der drei Mörder der Pariser Anschläge im Januar 2015. Ines M. gestand, sie habe Abu Mohammed al-Adnani rächen wollen. Der IS-Terrorist, der als Drahtzieher von Anschlägen in Europa gilt, wurde kürzlich in Syrien getötet. Laut Polizei planten die Frauen Anschläge auf Bahnhöfe und Polizisten. Bis Freitagabend wurden acht Personen festgenommen. Eine der Frauen soll nacheinander mit gleich zwei IS-Fanatikern verlobt gewesen sein: Zunächst mit dem Mann, der im Juni ein Polizisten-Paar tötete, im Juli mit einem der beiden Mörder eines Priesters bei Rouen.

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