Forscher:Eine Milliarde für Wissenschaftler

Seit Jahren klagen junge Wissenschaftler über unsichere Zeitverträge und miserable Perspektiven. Nun will die Koalition ein Programm dagegen auflegen - mit einer Milliarde Euro.

Von Roland Preuss

Die große Koalition in Berlin will mit einer Milliarde Euro die prekäre Lage vieler Nachwuchswissenschaftler verbessern. Dies beschlossen die Fraktionsspitzen von Union und SPD auf ihrer Klausurtagung am Donnerstag in Göttingen. Man wolle "mit einer Personaloffensive die Chancen und Planbarkeit von Wissenschaftskarrieren verbessern", heißt es in dem gemeinsam gebilligten Papier. Dafür sollen von 2017 an für zehn Jahre insgesamt eine Milliarde Euro eingesetzt werden. Das Geld soll in ein gemeinsames Programm mit den Bundesländern fließen, wodurch man "neue Karrierewege für den wissenschaftlichen Nachwuchs fördern und planbarer ausgestalten" wolle. Zudem werde man Hochschulen dabei unterstützen, "moderne Personalentwicklungskonzepte aufzulegen".

Viele Nachwuchswissenschaftler kritisieren seit Jahren miserable Arbeitsbedingungen und mangelnde Perspektiven an Hochschulen und Forschungseinrichtungen, Zehntausende Akademiker haben entsprechende Online-Petitionen unterzeichnet. Mehr als 80 Prozent der Wissenschaftler an Hochschulen unterhalb der Professur müssen mit unsicheren Zeitverträgen auskommen, die zum Teil nur wenige Monate laufen; zudem ist die Chance von Promovierten und Habilitierten in den vergangenen Jahren deutlich gesunken, eine begehrte Professur auf Lebenszeit zu erhalten, da die Zahl der Promovierten viel stärker gestiegen ist als die Zahl der Professorenstellen. Damit scheitern viele Wissenschaftler erst mit Ende dreißig odere Anfang vierzig mit ihrer Wissenschaftskarriere, also zu einem Zeitpunkt, an dem eine berufliche Umorientierung schwierig ist. Zudem empfinden mehr und mehr Nachwuchsforscher eine Karriere in der Wissenschaft als unattraktiv und wandern deshalb in die Wirtschaft ab.

Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) hatte bereits Ende März angekündigt, sie wolle zusammen mit den Ländern das Problem durch ein gemeinsames Programm angehen, sie hatte jedoch keine Geldsumme genannt, die dafür zur Verfügung stehen soll. Diese steht nun fest. Zudem kündigten die Koalitionsfraktionen an, das Wissenschaftszeitvertragsgesetz "zeitnah" zu novellieren. Das Gesetz regelt, inwiefern Wissenschaftler befristet beschäftigt werden dürfen. Die bisherigen Befristungsmöglichkeiten sollen eingeschränkt werden.

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