Empfehlung der nordkoreanischen Führung:Deutschland soll Botschaft in Pjöngjang räumen

N. Korea holds party plenary meeting

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un reiht derzeit Provokation an Provokation.

(Foto: dpa)

Die Regierung in Pjöngjang rät der Bundesregierung nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa, die deutsche Botschaft in Nordkorea zu räumen. Zuvor hatten auch andere diplomatische Vertretungen ähnliche Warnungen bekommen.

Weitere Eskalation auf der koreanischen Halbinsel: Die Regierung in Pjöngjang hat der Bundesregierung Informationen der Deutschen Presse-Agentur dpa zufolge empfohlen, die deutsche Botschaft in Pjöngjang zu räumen. Offiziell hieß es vom Auswärtigen Amt am Freitag nur: "Die Sicherheit und Arbeitsmöglichkeit unserer Botschaft in Pjöngjang wird angesichts der Eskalation laufend überprüft."

Zuvor hatte Außenminister Guido Westerwelle (FDP) den nordkoreanischen Botschafter einbestellen lassen. Ihm sei "in deutlichen Worten die sehr große Sorge der Bundesregierung angesichts der von Nordkorea zu verantwortenden Eskalation" vermittelt worden, sagte Ministeriumssprecher Andreas Peschke. Das jüngste Vorgehen der Führung in Pjöngjang sei "im Ton und in der Sache in keiner Weise akzeptabel".

Den diplomatischen Vertretungen anderer Länder wurde vom Regime in Pjöngjang ebenfalls eine Evakulierung empfohlen. So haben etwa auch die britische und die russische Botschaft entsprechende Warnungen erhalten.

Der britischen Botschaft wurde dabei offenbar sogar eine Frist gesetzt: Man habe eine Mitteilung erhalten, in der stehe, dass Nordkorea "im Falle eines Konflikts nach dem 10. April" nicht in der Lage sei, Botschaften und internationale Organisationen zu schützen, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in London.

Aus Moskau hieß es, die russische Botschaft habe die nordkoreanische Aufforderung zur Kenntnis genommen. Botschaftssprecher Denis Samsonow sagte, es sei noch nicht entschieden, wie damit umgegangen werde. Vorerst arbeite die Botschaft normal weiter.

Nordkoreas fortgesetzte militärische Drohungen hatten zuletzt auch scharfe Kritik aus Moskau hervorgerufen. Am Donnerstag hatte Russland Pjöngjangs Verstöße gegen UN-Resolutionen als "inakzeptabel" bezeichnet.

Nordkorea, das wegen seines Atomwaffenprogramms international isoliert ist, reiht seit Wochen militärische Drohungen insbesondere gegen die USA und Südkorea aneinander. Am Donnerstag hatte der Generalstab der nordkoreanischen Volksarmee mitgeteilt, ein Atomangriff auf die USA sei nun "offiziell genehmigt".

Auch am Freitag gingen die Provokationen weiter: Offenbar hat Nordkorea eine zweite Mittelstreckenrakete an seine Ostküste verlegt. Pjöngjang habe am "Anfang der Woche" insgesamt zwei Raketen per Zug zur Küste gebracht und sie auf mobilen Abschussrampen installiert, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf einen Regierungsvertreter in Seoul.

Es soll sich um Raketen vom Typ Musudan handeln, die eine geschätzte Reichweite von 3000 bis 4000 Kilometern haben. Damit können die Raketen theoretisch die Pazifikinsel Guam erreichen, ein Außengebiet der USA, wo etwa 6000 Soldaten stationiert sind. Experten sehen Nordkorea aktuell allerdings nicht in der Lage, das US-Festland anzugreifen.

"Atomwaffen sind kein Spielzeug"

Der Norden sei "offenbar bereit, ohne Vorwarnung Raketen abzufeuern", zitierte Yonhap den südkoreanischen Sprecher. Ein Vertreter der Marine sagte zudem, dass Südkorea zwei Abwehrsysteme vom Typ Aegis mit fortgeschrittenen Radarsystemen an die Küste entsandt habe - eines an die Ost- und eines an die Westküste. "Wenn der Norden eine Rakete abschießt, werden wir die Flugbahn verfolgen", sagte er.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte zuvor Nordkorea zu einem Kurswechsel aufgerufen. "Atomwaffen sind kein Spielzeug", sagte der Südkoreaner auf einer Pressekonferenz in Madrid. Es bestehe die Gefahr, dass der Konflikt außer Kontrolle gerate. "Ich bin besorgt, denn jeder Kalkulationsfehler und jede Fehleinschätzung können in der jetzigen Lage auf der koreanischen Halbinsel eine Krise auslösen, die äußerst schwerwiegende Folgen hätte."

Eine Entspannung ist auch nicht in dem von Nord- und Südkorea gemeinsam betriebenen Industriepark Kaesong in Sicht. Die Führung in Pjöngjang verweigert seit Mittwoch sowohl südkoreanischen Pendlern als auch Lieferanten die Einreise. Wegen eines Feiertages in Nordkorea erschienen die 53.000 nordkoreanischen Mitarbeiter am Freitag ohnehin nicht zur Arbeit in den 123 Unternehmen. Drei Textilunternehmen haben nach Angaben des südkoreanischen Vereinigungsministeriums bereits die Arbeit einstellen müssen, weil der Nachschub stockt. Etwa 600 südkoreanische sowie sechs chinesische Mitarbeiter hielten sich noch in der Industriezone auf. Für sie bestehe derzeit kein Sicherheitsrisiko. Allerdings reichten die Nahrungsmittel maximal noch eine Woche.

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