Folk-Song wird zum Internet-Hit:Trällern für Santorum

Sie heißen "First Love" und schwärmen für Rick Santorum: Mit einem selbstgeschriebenen Lied sind Camille und Haley Harris zu Stars des konservativen Amerikas geworden. Singend werben sie um Stimmen für "den richtigen Mann" und wettern gegen Abtreibung. Die Inspiration für den Text bekamen die Pastorentöchter von ganz oben.

Matthias Kolb

Die Optik des Videos erinnert an den Retro-Style von Instagram, die Musik ist typischer Dudel-Klampfen-Country, die Sängerinnen lächeln unschuldig in die Kamera und lassen ihre langen Locken im Wind flattern. Endlich gebe es wieder Hoffnung für das Land und der Sieg für den "Mann mit den richtigen Überzeugungen" sei zum Greifen nah, singen Camille und Haley Harris in "Game On". Die Botschaft ist klar: Wählt Rick Santorum und Amerika wird zu alter Stärke zurückfinden. Erstmals seit der Präsidenschaft Ronald Reagans gebe es wieder Hoffnung.

Seit die Töchter eines Pastoren-Ehepaars aus Oklahoma ihren zweieinhalbminütigen Clip am Super Tuesday ins Netz gestellt haben, wurde er mehr als 800.000 Mal angesehen. Der Text, den die beiden jungen Frauen mit glockenhellen Stimmen singen, hat es jedoch in sich:

"Game on, join the fight/ We've finally got a man who will stand for what is right/ There is hope for our nation again/ Maybe the first time since we had Ronald Reagan /

There will be justice for the unborn, factories back on our shores/ Where the Constitution rules our land/ Yes, I believe Rick Santorum is our man."

Die Inspiration für die Zeilen über die Bedeutung der amerikanischen Verfassung, die Ablehnung von Abtreibung und die Hoffnung auf eine Wiedergeburt der US-Industrie seien von ganz oben gekommen, erklärt die 20 Jahre alte Camille in einem TV-Interview: "Wir haben Gott gebeten, uns die passenden Worte zu schicken und dann war der Song auch sehr schnell fertig." Wie ihre zwei Jahre jüngere Schwester Haley wurde Camille von den Eltern zuhause unterrichtet.

Während Rick Santorum, der am Wochenende die Vorwahl in Kansas deutlich gewann, aus nachvollziehbaren Gründen ganz begeistert ist und sich via Twitter bei der Familie bedankt, sind die Reaktionen im Netz geteilt: Bei Youtube kommen auf eine positive Bewertung vier negative Rankings. Offenbar sind jene Aktivisten, die den ultrakonservativen Katholiken und ärgsten Romney-Verfolger auch per Google-Bombe zusetzen, weiterhin wachsam.

Und wahrscheinlich wirkt eine andere Aussage zu Rick Santorum in der jungen Zielgruppe stärker als die zuckersüße Melodie von "Game On": Bereits vor einem Jahr hatte das Teenie-Idol Miley Cirus, die als Hannah Montana bekannt wurde, den Ex-Senator aus Pennsylvania wegen dessen Aussagen zur Homo-Ehe scharf kritisiert.

Den US-Medien fielen weitere Vergleiche zu den "Santorum Girls" ein: Der glücklose Präsidentschaftsbewerber Jon Huntsman wurde von seinen drei Töchtern, den "Huntsman Daughters", tatkräftig unterstützt., deren Twitter-Account @Jon2012girls von vielen Washingtoner Korrespondenten abonniert wurde. Doch auch ein Remake des Songs "Sexy Back" von Justin Timberlake mit den Zeilen "Huntsman's back" konnte nicht verhindern, dass der frühere Gouverneur von Utah im Januar aus dem Rennen ausstieg.

Erfolgreicher war hingegen Amber Lee Ettinger, die 2007 als sexy "Obama-Girl" mit ihrem Video "Crush on Obama" für Begeisterung unter männlichen Jungwählern sorgte. Ettingers Clips wurden mehr als 100 Millionen Mal angeklickt - auch hier liegt der Amtsinhaber also deutlich vorn.

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