Folgen der Wirtschaftskrise:IWF: Kriegsgefahr in Afrika

Der Chef des Internationalen Währungsfonds Strauss-Kahn hat vor den verheerenden Folgen der Wirtschaftskrise für Afrika gewarnt: Es könne deshalb sogar zu Krieg kommen.

Angesichts der Gefahr der ersten weltweiten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg hat der Internationale Währungsfonds (IWF) vor verheerenden Folgen für Afrika gewarnt. Auch wenn die Finanzkrise den Kontinent nur langsam erreicht habe, seien die Auswirkungen schlimm, erklärte IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn am Dienstag in Daressalam. Die reichen Länder dürfen angesichts der eigenen wirtschaftlichen Probleme Afrika nicht vergessen.

Folgen der Wirtschaftskrise: Tansanias Präsident Jakaya Mrisho Kikwete (l.) diskutiert mit IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn die Folgen der Wirtschaftskrise für Afrika.

Tansanias Präsident Jakaya Mrisho Kikwete (l.) diskutiert mit IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn die Folgen der Wirtschaftskrise für Afrika.

(Foto: Foto: Getty)

Millionen Menschen würden dort durch die Krise in die Armut zurückgeworfen, die fragilen politischen Systeme seien bedroht. "Es geht nicht nur darum, Wirtschaftswachstum und Haushaltseinkommen zu sichern. Es geht auch um die Gefahren sozialer Unruhen, vielleicht sogar um Krieg", sagte Strauss-Kahn auf einer Konferenz in Tansania.

Das Wachstum in der Region wird 2009 Schätzungen zufolge auf drei Prozent sinken, nur halb so viel wie in den letzten fünf Jahren. Selbst diese Prognose sei vielleicht zu optimistisch, warnte der IWF-Chef. Am Sonntag hatte die Weltbank erklärt, die Entwicklungsländer benötigten zur Bewältigung der Wirtschaftskrise bis zu 700 Milliarden Dollar.

Hilfen für Kenia, Zören bei Simbabwe Kenia hat den IWF bereits um Hilfen von bis 100 Millionen Dollar gebeten. Damit sollen eine akute Ernährungskrise bekämpft und die Landeswährung vor den Folgen des globalen Wirtschaftsabschwungs geschützt werden, sagte der IWF-Repräsentant in dem ostafrikanischen Land, Scott Rogers, der Nachrichtenagentur Reuters. Das Land kämpft auch mit den Folgen der schweren Unruhen nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl im Vorjahr.

Eine Dürre, von der rund zehn Millionen Menschen betroffen sind, hat die Lage zusätzlich verschärft. Auch Simbabwe verlangt für die brachliegende Wirtschaft internationale Hilfsgelder. Der IWF dementierte am Dienstag jedoch eine Meldung der staatlichen simbabwischen Zeitung Herald, wonach der Fonds das verarmte südafrikanische Land mit einer Soforthilfe unterstützen wolle.

Zunächst müssten die Zahlungsrückstände beglichen und eine verantwortungsvolle Wirtschaftspolitik demonstriert werden, sagte die für Afrika zuständige IWF-Direktorin Antoinette Sayeh am Rande der Konferenz in Daressalam. In dem krisengeschüttelten Land verständigten sich erst vor kurzem der seit 30 Jahren regierende Präsident Robert Mugabe und der bisherige Oppositionsführer Morgan Tsvangirai auf die Bildung einer gemeinsamen Regierung.

"Wirtschaftskirse in Afrika gleicht Tsunami"

Der frühere Generalsekretär Kofi Annan erklärte, Afrika stehe einer Bedrohung wie bei einem Tsunami gegenüber. Die Region habe gerade erst Fortschritte verzeichnet, so etwa Privatinvestoren angezogen, die Schulden verringert sowie demokratische Regierungen aufgebaut. All das sei nun bedroht.

Die afrikanischen Länder dürften sich aber nicht zurücklehnen und sich selbst bedauern, sondern müssten an den Grundsätzen zu Recht, Transparenz und Verlässlichkeit festhalten.

Der gastgebende Präsident Tansanias, Jakaya Kikwete, nannte die Krise die größte Bedrohung für die Region in der jüngeren Geschichte. Das Treffen der G-20-Länder im April in London biete die Möglichkeit, der Welt eine klare Botschaft zu den Sorgen Afrikas zu übermitteln. Bei dem Treffen der 20 führenden Industrienationen der Welt will der IWF zudem eine Verdopplung seiner verfügbaren Finanzhilfen auf 500 Milliarden Dollar erreichen. Die EU-Finanzminister hätten sich am Dienstag bereits darauf verständigt, erklärte ein EU-Diplomat in Brüssel.

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