Flughafen BER:Ein Problem, viele Beteiligte

Die Pannen am neuen Flughafen Berlin- Brandenburg bringen Unruhe in die Politik. Zuletzt wurde bekannt, dass rund 600 Mauern fehlerhaft sind und zum Teil sogar nieder gerissen werden müssen.

Von Jens Schneider, Berlin

Die neueste Offenbarung kam en passant ans Licht. Im Flughafenausschuss des Brandenburger Landtags sollte Karsten Mühlenfeld eigentlich erklären, was der jüngste Baustopp im Terminal des BER in Schönefeld bedeutete. Dabei aber offenbarte der Geschäftsführer der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg (FBB) den Abgeordneten, dass rund 600 Wände am Flughafen falsch gebaut wurden und zum Teil sogar nieder gerissen werden müssten. Sie seien "zwar als Wand akzeptabel gewesen, aber eben nicht als Brandschutzwand".

Die Nachricht löste eine kleine Schockwelle aus, denn sie passte recht gut ins Bild: Erst vor einer Woche war für das Terminal des Flughafens ein Baustopp verhängt worden, weil dort zu schwere Rauchgasventilatoren eingebaut wurden. In beiden Fällen handelte es sich wieder einmal um Fehler, die auf der Baustelle des Hauptstadtflughafens bereits vor Jahren gemacht und in der Zwischenzeit entdeckt wurden. Der BER ist nach allgemeinem Verständnis ein Neubau, aber man spricht auf der Baustelle und im Aufsichtsrat längst von vielen "Altlasten" und einer "Sanierung im Bestand".

Im nächsten Jahr wird gewählt, und Stadtoberhaupt Müller ist ausgesprochen populär

Die schlechten Nachrichten bringen neue Unruhe rund um die Baustelle, diese Unruhe erfasst jetzt auch die Politik. In Berlin will nun die CDU ihren sozialdemokratischen Partner im Senat unter Druck setzen und zielt dabei auf den Regierenden Bürgermeister Michael Müller. Der SPD-Politiker ist seit einigen Monaten auch Aufsichtsratsvorsitzender des BER. Der Vorstand der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus beschloss am Montagabend, dass dringend eine Beratung mit Müller im Parlament "angesichts der zahlreichen Negativmeldungen" geboten sei. Müller solle den Parlamentariern gemeinsam mit FBB-Geschäftsführer Mühlenfeld Auskunft geben. In Berlin wird im nächsten Jahr gewählt, Müller ist, das muss die CDU sorgen, knapp ein Jahr nach seinem Start als Regierender Bürgermeister ausgesprochen populär.

Aus dem Roten Rathaus heißt es, dass Müller zu Auskünften gern bereit sei. Die SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus ergänzte freilich den Wunsch der CDU um den Vorschlag, dass auch der CDU-Chef und Innensenator Frank Henkel zu einer Befragung kommen möge. Denn auch Henkel gehöre dem Aufsichtsrat des Flughafens an, schon viel länger als Müller, der eben erst seit dem letzten Dezember dabei ist.

Unterdessen stellte sich heraus, dass die neueste Pannen-Meldung vom Flughafen so neu gar nicht ist, zumindest nicht für einige der Beteiligten. Schon seit einiger Zeit wisse man intern, dass rund 600 Wände seinerzeit nicht korrekt gebaut wurden, heißt es aus dem Umfeld des Aufsichtsrats. Nur ein Teil davon müsse tatsächlich abgerissen, viele nur korrigiert werden. Diese Arbeiten seien zudem im Zeitplan des BER längst eingeplant. Ein Teil dieser Arbeiten sei bereits realisiert. "Das Thema ist in den derzeitigen Projektstatus eingepreist", korrigierte denn auch Mühlenfeld später den Eindruck aus der Sitzung.

Die eigentliche Botschaft aber bleibt. Der geplante Eröffnungstermin im September 2017 scheint zunehmend ins Wanken zu geraten. Er sei "stärker risikobehaftet", so sagte Mühlenfeld am Montag, die Baustelle habe drei bis vier Monate Verzug. Nachdem in der ersten Jahreshälfte vor allem Baufortschritte aus Schönefeld gemeldet werden konnten, dominieren seit dem August negative Nachrichten. Allerdings hoffen die Planer und der Aufsichtsrat weiterhin, im Herbst 2017 eröffnen zu können. Die Verzögerungen beim Bau könnten, so ist die Hoffnung, in der bisher für die Genehmigung der Anlagen und die Inbetriebnahme wieder aufgefangen werden. Die Zeit dafür sei aber knapper geworden, heißt es.

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