Flüchtlingsverteilung:Willkommen und Abschied

Nordrhein-Westfalens Innenminister Jäger steht nach der Silvesternacht in Köln unter Druck - und sieht sein Land ungerecht behandelt. 80 Prozent der asylsuchenden Nordafrikaner landen in NRW. Das soll sich nun ändern.

Von Kristiana Ludwig, Düsseldorf

Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) erwägt, künftig Asylsuchende aus Nordafrika länger in zentralen Landesunterkünften zu behalten und sie nicht mehr auf die Kommunen zu verteilen. Voraussetzung dafür sei jedoch, dass das Bundesamt für Migration (Bamf) die Bearbeitung der Asylanträge dieser Gruppe beschleunige. Menschen, die aus Marokko, Algerien und Tunesien nach Deutschland kommen, haben nur geringe Chancen auf Asyl. Dennoch, sagte Jäger, dauere ihr Verfahren im Schnitt knapp 15 Monate. Zudem warteten viele Asylbewerber sechs bis acht Monate auf ihren ersten Antragstermin beim Amt. Rund zwei Jahre seien viele Marokkaner, Algerier und Tunesier auf diese Weise in Deutschland - zu lange, um sie in den Erstaufnahmen des Landes unterzubringen. Sein Ministerium sei nun im Gespräch mit dem Bundesamt, um für eine bevorzugte Bearbeitung dieser Asylanträge zu plädieren.

In Nordrhein-Westfalen gelten junge Männer aus diesen Herkunftsländern als "Problemgruppe", die in Flüchtlingsheimen überdurchschnittlich oft negativ auffielen, etwa mit Ladendiebstahl, Schlägereien oder zu viel Alkohol, sagte Jäger. An den massenhaften Übergriffen auf Frauen in der Kölner Silvesternacht sollen nach Erkenntnissen der Ermittler ebenfalls überwiegend Täter aus Nordafrika beteiligt gewesen sein. "Wer die Absicht hat, die Willkommenskultur zu missbrauchen und seinen Lebensunterhalt mit Kriminalität zu fristen, macht das, weil er so lange bleiben kann", sagte Jäger. Die Bundesregierung müsse die Rückführungsprobleme mit Marokko und Algerien lösen.

Der Minister will sich beim Bamf zudem dafür einsetzen, nordafrikanische Asylbewerber bundesweit gerechter zu verteilen. Derzeit würden 80 Prozent der marokkanischen und etwa 50 Prozent der algerischen Asylsuchenden NRW zugewiesen - bei insgesamt steigenden Zahlen. Dies habe mit Spezialisierungen der Bamf-Außenstellen zu tun.

In Köln will Jäger ein Sozialprojekt, das sich um straffällig gewordene Kinder und Jugendliche aus Nordafrika kümmert, ausbauen.

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