Flüchtlingslager:Der "Dschungel" von Paris

Tents are seen at a makeshift migrant camp on a street near the Stalingrad metro station in Paris

Zelt an Zelt mitten in der Pariser Innenstadt. Die Behörden haben mit der Räumung begonnen.

(Foto: Charles Platiau/Reuters)
  • Die Behörden bereiten die Räumung des Lagers in Paris vor. Es ist seit der Räumung von Calais vor einer Woche deutlich angewachsen.
  • Etwa 2000 Flüchtlinge vorrangig aus Afghanistan, dem Sudan und Eritrea sollen dort derzeit schlafen.
  • Unterkünfte für sie in Aufnahmezentren gebe es aber bei weitem nicht genug, beklagt die Pariser Bürgermeisterin.

Calais war der bekannteste, aber er ist längst nicht der einzige "Dschungel" in Frankreich. Auch das größte Flüchtlingslager in Paris soll nun geräumt werden. Die Polizei bereitete am Montag die Auflösung des Camps vor, erste Zelte und Matratzen wurden weggeräumt. Seit Monaten schlafen Flüchtlinge in einem provisorischen Lager im Freien, mitten auf einem Boulevard in der Stadt, rund um die U-Bahn-Stationen Stalingrad und Jaurès. Der Zustand sei für die Flüchtlinge wie die Anwohner unhaltbar, schrieb die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo in einem am Montag bekannt gewordenen Brief an die Regierung, die Menschen müssten dringend untergebracht werden.

Die Zeltstadt zwischen dem 10. und 19. Pariser Arrondissement im Norden der Stadt ist seit Beginn der Räumung in Calais vor einer Woche deutlich angewachsen. Direkt an der Straße reihen sich Dutzende Zelte und Schlafplätze. Etwa 2000 Flüchtlinge, vorrangig aus Afghanistan, dem Sudan und Eritrea, sollen dort derzeit schlafen. Unterkünfte für sie in Aufnahmezentren gebe es aber bei weitem nicht genug, beklagt Hidalgo. "Die humanitäre und sanitäre Lage der Migranten, die seit mehr als zwei Monaten um die Metrostation Stalingrad herum lagern, ist dramatisch." Ein neues Aufnahmezentrum soll zwar in Kürze im Norden der Stadt aufmachen, doch biete es lediglich Platz für 400 Menschen. Der Staat müsse eine Lösung finden.

Regierung: Flüchtlinge kommen nicht aus Calais nach Paris

Präsident François Hollande hatte am Wochenende angekündigt, es würden keine weiteren "Dschungel" in Frankreich geduldet. Es sei "nicht dessen würdig, was eine Aufnahme in Frankreich sein kann", sagte er. Am Beispiel Stalingrad zeigt sich aber nun, dass Frankreich offenbar nicht für die Räumung aller Lager gerüstet ist. Die französische Regierung hat allerdings mehrfach betont, dass die Flüchtlinge nicht aus Calais anreisen würden und verweist auf die vielen anderen, die weiterhin nach Europa kommen.

In Paris entstehen schon seit Jahren immer wieder wilde Flüchtlingslager, die zunächst monatelang toleriert und dann von den Behörden geräumt werden. Ein Afghane in dem Lager sagte der Nachrichtenagentur AFP angesichts der Polizeiaktion: "Wenn sie uns keine Unterkunft geben, warum zerstören sie unsere Zelte?"

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: