Flüchtlingskrise:Wo sich das Schicksal entscheidet

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Endstation Idomeni: Ein Mann wartet wie Tausende andere auf ein Weiterkommen an der griechisch-mazedonischen Grenze. (Foto: AFP)

Lange war Idomeni nur ein Zwischenstopp auf dem Weg in reichere Teile der EU. Jetzt ist es ein Ort, an dem Tausende auf eine bessere Zukunft hoffen.

Von Nadia Pantel

Es ist vier Uhr Nachmittags und in Idomeni gibt es kein Geld mehr. "Alles weg", sagt die Schalterfrau von Western Union. 30 000 Euro schiebt sie jeden Tag durch ihr kleines Glasfenster, schätzt sie. Vor zwei Monaten hat die Filiale hier aufgemacht. Als abzusehen war, dass die Reiseroute der Elenden und Suchenden bis auf Weiteres durch dieses kleine Dorf an der griechisch-mazedonischen Grenze führen wird.

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Idomeni: Seit Mazedonien die Grenze zugemacht hat, warten Tausende darauf, durchgelassen zu werden.

Doch seit gut einer Woche ist Idomeni kein kurzer Zwischenstopp mehr auf dem Weg Richtung Nordwesten, auf dem Weg raus aus der armen EU, Griechenland, rein in die reiche EU, Deutschland. Seit Österreich und die Länder des westlichen Balkans ihre Grenze bis auf kleinste Tageskontingente geschlossen haben, ist Idomeni zur Endstation geworden. Und vom 100-Rentner-Dorf zu einer 10 000-Flüchtende-Kleinstadt. In der Bahnhofsgaststätte sind auf einmal wieder Gäste, die Dorfbewohner organisieren eine Suppenküche und an der Tankstelle sammeln sich diejenigen, die einen Ausweg aus all dem versprechen. 500 Euro und wir bringen dich sicher über die Grenze, versprechen die Schlepper.

Über die Hälfte der Menschen im Lager sind Frauen und Kinder, vermutet das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen. Wer an den kleinen Zelten entlang Richtung Grenzzaun geht, bekommt das Gefühl, dass es viel mehr sind. Nicht wenige lernen hier gerade im Schlamm laufen. Tagsüber sieht man aufgekratzte Kinder im Grundschulalter, die gerade neue Freunde gefunden haben und nach brennbarem Müll fürs Lagerfeuer suchen. Nachts hört man in fast jedem Zelt ein Baby oder Kleinkind weinen und sieht die lange Schlangen vor der improvisierten Krankenstation. Hustensaft, Pillen zum Fieber senken, ein Mittel gegen Durchfall, irgendwas, bitte, damit das Kind endlich schlafen kann.

Manchmal öffnet sich das kleine Tor im Stacheldraht und die mazedonische Polizei lässt grüppchenweise die Wartenden ins Land. Mal sind es 50, mal 80, mal 400 am Tag. Es sind zu wenig, um die Not hier zu lindern. Es sind genug, um die Menschen hoffen zu lassen, dass es sich lohnt, hier auszuharren. "Wir versuchen die Menschen zu beruhigen, ohne ihnen Illusionen zu machen", sagt eine Mitarbeiterin der Caritas. Wie genau geht das? "Eigentlich geht es nicht mehr."

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