Flüchtlingskrise:Schweden kann keine Flüchtlinge mehr unterbringen

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  • Schweden sei mit seinen Aufnahmekapazitäten am Ende, sagte der schwedische Migrationsminister Morgan Johansson.
  • Neuankömmlinge hätten die Wahl, entweder nach Dänemark oder Deutschland zurückzukehren oder sich selbst eine Unterkunft zu suchen.

"Wir haben die Grenze des Machbaren erreicht"

Schweden kann Flüchtlingen keine Unterkunft mehr garantieren. Das hat Migrationsminister Morgan Johansson bei einer Pressekonferenz gesagt.

Neuankömmlinge hätten die Wahl, entweder nach Dänemark oder Deutschland zurückzukehren oder sich selbst eine Unterkunft zu suchen. "Wir haben die Grenze des Machbaren erreicht", sagte der Minister.

Inzwischen kommen täglich 1500 neue Asylbewerber in Schweden an. Darunter seien viele, die zuvor in Deutschland in Zelten untergebracht waren und sich angesichts der verschärften Aufnahmebedingungen entschieden hätten, nach Schweden weiter zu reisen, sagte Johansson.

In der Region Rostock sollen sich nach Angaben der schwedischen Einwanderungsbehörde 5000 Menschen aufhalten, die nach Schweden wollten. Die Behörde hatte früher am Tag an die Kommunen appelliert, mehr Plätze, zum Beispiel in Sporthallen, zur Verfügung zu stellen.

Stockholm hat die EU aufgefordert, Flüchtlinge aus Schweden umzuverteilen

Erst gestern hatte sich der schwedische Premierminister Stefan Löfven an die Europäische Kommission gewandt. Er forderte eine Umverteilung der Flüchtlinge, die bereits in Schweden sind, und ihre Aufnahme in anderen EU-Mitgliedstaaten. Das berichteten mehrere Medien unter Berufung auf die Nachrichtenagentur AFP.

Das Land habe "lange Zeit" viel Verantwortung im Vergleich zu anderen EU-Staaten übernommen. "Wir befinden uns nun in einer extrem angespannten Situation", sagte Löfven. Es sei "an der Zeit, dass andere Länder ihre Verantwortung übernehmen".

Zur Zahl der Flüchtlinge, die Schweden in anderen Ländern unterbringen will, äußerte sich der Regierungschef nicht. Laut der schwedischen Nachrichtenagentur TT sieht das Land sich imstande, 54 000 Menschen aufzunehmen. Demnach werden dieses Jahr bis zu 190 000 Flüchtlinge erwartet. Umgerechnet auf die Bevölkerungszahl entspräche dies 1,6 Millionen Asylsuchenden in Deutschland.

Trotz der anhaltend hohen Zahlen äußerten deutsche Politiker sich mit wenig Verständnis für die schwedische Situation. "Ich kann nicht erkennen, warum es hier besser sein sollte als in Schweden - die Menschen schlafen bereits auf Isomatten in Markthallen", sagte die schleswig-holsteinische Bundestagsabgeordnete Anke Erdmann (Grüne) der Zeitung The Local.

© SZ.de/dpa/rtr/AFP/jly - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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