Flüchtlingskrise:Merkel geht auf Abstand zu "Wir schaffen das"

European Union Heads of State Meet To Weigh Up Brexit Policy Initiatives

Angela Merkel: Ihres 'Wir schaffen das' offenbar müde.

(Foto: Bloomberg)
  • Die drei Wörter "Wir schaffen das" prägen Merkels Flüchtlingspolitik.
  • Nun geht sie in einem Interview mit der Wirtschaftswoche erstmals auf Abstand.
  • Der Satz sei "fast zu einer Leerformel geworden", sagt die Kanzlerin. Sie wolle ihn "kaum noch wiederholen".

"Wir schaffen das." Die drei Wörter sind zu den wichtigsten von Angela Merkels Kanzlerschaft geworden. Bisher stand sie fest zu dem Satz, den sie am 31. August 2015 das erste Mal in der Bundespressekonferenz sagte und der seither die Flüchtlingskrise für Deutschland prägte - und für den sie auch viel kritisiert wurde. Erst im vergangenen Juli bekräftigte die Kanzlerin ihr 'Wir schaffen das' bei der Jahrespressekonferenz in Berlin.

Nun geht sie erstmals vorsichtig auf Abstand. Die CDU-Chefin betont, dass dem Satz zu große Bedeutung beigemessen werde und sie ihn nicht mehr so oft wiederholen wolle. "Er ist Teil meiner politischen Arbeit, weil ich davon überzeugt bin, dass wir ein starkes Land sind, das auch aus dieser Phase gestärkt herauskommen wird. Er ist Ausdruck einer Haltung, wie sie sicher viele aus ihrem beruflichen und privaten Leben kennen. Manchmal denke ich aber auch, dass dieser Satz etwas überhöht wird, dass zu viel in ihn geheimnist wird. So viel, dass ich ihn am liebsten kaum noch wiederholen mag, ist er doch zu einer Art schlichtem Motto, fast zu einer Leerformel geworden", sagt sie der Wirtschaftswoche laut einem Vorabbericht. Das komplette Interview erscheint in einem Sonderheft am 26. September.

Bereits in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung sagte sie Ende August, dass sie nicht mit dieser Wirkung der Worte gerechnet hatte. "Wenn Sie mich vorher gefragt hätten, ob ich einen bestimmten Satz mitgebracht habe, der sehr viel zitiert werden wird, dann hätte ich diesen einen Satz nicht genannt." Sie habe ihn aber aus "tiefer Überzeugung" gesagt.

Satz sollte anspornen, nicht provozieren

Merkel geht in der Wirtschaftswoche auch auf die Skepsis der Kritiker ihrer Flüchtlingspolitik ein: "Manch einer fühlt sich von dem Satz sogar provoziert. So war er natürlich nie gemeint, sondern anspornend."

Komplett distanzieren wolle sie sich aber nicht. Eine diesbezügliche Frage verneinte Merkel und betonte: "Es heißt, dass ich persönlich diesen Satz nicht wie eine Phrase jeden Tag immer wieder vor mir hertragen und wiederholen werde."

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