Flüchtlinge:Unsicheres Herkunftsland Afghanistan

Dass die Bundesregierung wieder 130 zusätzliche Soldaten nach Afghanistan beordert, zeigt auch: Das Land ist zu gefährlich, um Flüchtlinge dorthin zurückzuschicken.

Kommentar von Tobias Matern

Die Bundesregierung will wieder 130 zusätzliche Bundeswehrsoldaten nach Afghanistan entsenden. Auch sie werden keinen Frieden bringen, diese Illusion hegt in Berlin niemand. Es sind ein paar Berater mehr für die afghanische Armee, die es - wie schon weit mehr als 100 000 internationale Truppen zuvor - nicht schafft, die Taliban militärisch so unter Druck zu setzen, dass eine politische Lösung des Konflikts greifbar wäre.

Trotzdem ist der Beschluss vernünftig, vor allem entzieht er einer innenpolitischen Diskussion den Boden: der Debatte darüber, ob es in Afghanistan auch Gebiete gibt, in die man Flüchtlinge, die nach Deutschland gekommen sind, sofort wieder abschieben kann. Eine neue Studie zeigt, dass Afghanistan nach dem Irak das Land der Welt ist, in dem die Menschen am meisten unter dem Terror leiden. Gedankenspiele über sichere Herkunftsgebiete sind daher unsinnig.

Es gibt zwar Provinzen und auch einige Großstädte, die weniger unsicher sind als andere Teile des Landes. Allerdings wandelt sich die Lage schnell, wie sich auch am früheren Kampfgebiet der Bundeswehr beobachten lässt: Der Norden Afghanistans galt einmal als einigermaßen ruhig. Seit gut einem Jahr hat sich die Situation aber drastisch verschlechtert, war Kundus zeitweise ganz in den Händen der Taliban. Das Gefühl, dass überall und ständig etwas passieren kann, ist nach wie vor Teil des afghanischen Alltags.

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