Flüchtlinge:Prämie ohne Druck

Sie sollen unterstützt werden - wenn sie die Wahl haben.

Von Ferdos Forudastan

Die Extraprämie für abgelehnte, ausreisewillige Asylbewerber könnte eine gute Sache sein. Zum einen, weil sie den Staat viel weniger kostet als Abschiebungen. Zum anderen, weil das Geld Rückkehrern helfen würde, in ihrer Heimat eine neue Existenz aufzubauen. Allerdings müsste diese Prämie an Bedingungen geknüpft werden, von denen bisher leider kaum die Rede ist.

So wäre es wichtig, Flüchtlinge umfassend und ergebnisoffen zu beraten. Auf keinen Fall dürften zuständige Beamte den Eindruck vermitteln, die Menschen hätten keine andere Wahl, als das Geld zu nehmen und Deutschland zu verlassen - und zwar selbst dann, wenn ihnen in ihrer Heimat Krieg oder Verfolgung drohen. Iraker etwa müsste man darüber aufklären, dass sie gute Chancen haben, erst mal hier zu bleiben; Nordafrikaner müssten vermittelt bekommen, dass ihre Aussichten auf Zuflucht gering sind.

Nur informierte Asylsuchende können ohne Druck entscheiden, ob sie die Prämie ausschlagen und darauf hoffen, dass etwa ein Richterspruch ihre Abschiebung verhindert; oder ob sie das Geld nehmen und zurückkehren. Wenn es der Bundesregierung nicht nur darum geht, möglichst schnell möglichst viele Menschen loszuwerden, dann sollte sie umsetzen, was Experten seit Langem fordern: Flüchtlingen auch eine unabhängige, also nichtstaatliche, Beratung weit öfter und intensiver als bisher zu ermöglichen.

© SZ vom 05.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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