Flüchtlinge:Nach Regeln

Der Verhaltenskodex für Helfer macht Sinn. Polemik hingegen nicht.

Von Andrea Bachstein

In der Szene der Hilfsorganisationen tobt der Streit um den Verhaltenskodex für die Flüchtlingsretter auf dem Mittelmeer sowieso. Nun frisst er sich hinein in Italiens Regierung und sogar in die Kirche. Die Gegner des von Italiens Regierung formulierten Katalogs sehen ihn als infamen Versuch, Retter zu kriminalisieren. Das Regelwerk werde den Mittelmeermigranten den Tod bringen.

Vielleicht hat jetzt ein Kirchenmann die richtigen Worte dazu gefunden, der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Gualtieri Bassetti. Weil Menschenhandel so grausam ist, sagte er, sei es so wichtig, die Interessen der Schwächsten zu verteidigen, ohne dass auch nur der Verdacht entstehen dürfe, es gebe Zusammenarbeit mit Menschenschmugglern. Auch von Idealismus sprach er, der sich in Naivität verwandeln könne.

Das Thema Flucht und Migranten bietet immer Zunder für Polemik, deshalb ist Besonnenheit wichtig. Einige Kritikpunkte der Hilfsorganisationen an dem Verhaltenskodex sind nachvollziehbar, den inzwischen fünf von acht Organisationen anerkannt haben. Aber es ist auch legitim, dass die Regierung in Rom wissen will, wer die Retter sind, wie sie arbeiten, wen sie ins Land bringen. Die Regierung darf die Kooperation mit den Behörden verlangen. Natürlich will - und kann - sie nicht die Rettungsverpflichtungen des Seevölkerrechts aushebeln, sie will auch niemanden in den Tod schicken. Das tun die Schleuser. Ihnen sollten die Vorwürfe zuerst gelten.

© SZ vom 12.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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