Flüchtlinge:Juncker soll falsche Flüchtlingszahlen präsentiert haben

Flüchtlinge: Flüchtlinge aus der Türkei erreichen am 18. Dezember die griechische Insel Lesbos.

Flüchtlinge aus der Türkei erreichen am 18. Dezember die griechische Insel Lesbos.

(Foto: AP)

Der Kommissionspräsident wollte mit einer Grafik deren Rückgang belegen. Tatsächlich sind laut UN-Flüchtlingswerk aber mehr Flüchtlinge aus der Türkei gekommen.

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker soll einem Bericht des Spiegel zufolge mit zweifelhaften Zahlen den Rückgang des Flüchtlingszahlen aus der Türkei untermauert zu haben. Mehrere hochrangige Kommissionsbeamte hätten vor allem eine Grafik in einem Bericht Junckers kritisiert, die ein Einbrechen der Flüchtlingszahlen nach dem EU-Türkei-Gipfel Ende November suggeriert.

Laut Junckers Darstellung seien die Flüchtlingszahlen aus der Türkei von Kalenderwoche 49 - also der Woche nach dem Gipfel - zu Kalenderwoche 50 von 23 666 auf 9093 gefallen. An anderer Stelle steht im Kommissionsbericht allerdings, dass allein an den ersten beiden Tagen von Kalenderwoche 50 schon 11 000 Flüchtlinge nach Griechenland gekommen seien.

Die Grafik widerspricht laut Spiegel außerdem den Zahlen des UN-Flüchtlingswerks UNHCR. Deren Berichten zufolge betrug zwischen dem 30. November und dem 6. Dezember, also direkt nach dem EU-Türkei-Gipfel, die tägliche Ankunftszahl in Griechenland 3590. Das wären 36 Prozent mehr Flüchtlinge als in der Woche vor dem Gipfel. Auch in der Woche nach dem 6. Dezember seien es immer noch mehr Flüchtlinge als in Junckers Grafik gewesen.

Nach Informationen des Spiegel wurde Juncker von mehreren hochrangigen Beamten gewarnt, die betreffende Grafik in seinem Bericht für die Staats- und Regierungschefs zu verwenden. Die EU-Kommission reagierte offenbar ungerührt auf die Vorwürfe. Der Trend sei "konsistent mit den Daten vom UNHCR". Es gebe allenfalls "leichte Variationen".

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