Flüchtlinge in Deutschland:Elende, erbärmliche, gemeine Angriffe

Wer Flüchtlingsunterkünfte angreift, ist ein Verbrecher. Und wer gegen Menschen hetzt, die Asyl beantragen, muss sich als Gehilfe betrachten lassen.

Kommentar von Heribert Prantl

Diese "Übergriffe" sind keine Übergriffe. Es sind Angriffe. Es sind elende, erbärmliche, gemeine Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte und auf schutzbedürftige Menschen. Es sind Angriffe auf die Zivilität des Gemeinwesens.

Die Zahl dieser Angriffe hat sich binnen kürzester Zeit verdoppelt. Dazu müssen auch Politiker wie Horst Seehofer ein klares Wort sagen: Schutz verdienen auch diejenigen Flüchtlinge, die angeblich keinen Schutz verdienen. Das heißt: Auch die Menschen, deren Asylverfahren negativ ausgehen, auch die Flüchtlinge, die nach kurzer oder langer Prüfung dann nicht in Deutschland bleiben dürfen, brauchen jeden Schutz in all der Zeit, in der sie in Deutschland leben.

Die Furchtbarkeiten von 1991/1993 dürfen sich nicht wiederholen. Damals wurden tagtäglich in Deutschland Flüchtlinge überfallen; sie wurden von vielen Politikern nicht als Opfer, sondern als Störer betrachtet. Man tat so, als seien die Ausschreitungen Folge eines übergesetzlichen Notstandes, als sei eine Störung durch zu viele Flüchtlinge von den Behörden nicht rechtzeitig beseitigt worden. Aus dieser Sicht waren die Angriffe eine Art Notwehrexzess, nicht zu rechtfertigen, aber irgendwie zu entschuldigen mit der Überforderung der Gesellschaft. Das war unsäglich; das ist unsäglich.

Wer Flüchtlingsunterkünfte angreift, ist ein Verbrecher. Und wer gegen Menschen hetzt, die Asyl beantragen, muss sich als dessen Gehilfe betrachten lassen.

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