Flüchtlinge:Frontex soll am Eurotunnel helfen

Die EU will Frankreich und Großbritannien unterstützen und bietet ihre Grenzschutzagentur an. Sie soll helfen, Asylanträge schneller zu bearbeiten.

Von Daniel Brössler, Brüssel

Die Europäische Union hat Großbritannien und Frankreich Unterstützung bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise in Calais zugesagt. So könne die EU-Grenzschutzagentur Frontex Hilfe bei der Bearbeitung von Asylanträgen leisten, teilte der für Migrationsfragen zuständige EU-Kommissar Dimitris Avramopoulos mit. Frontex könne bei der Identifizierung und Registrierung von Migranten ebenso helfen wie bei deren Rückführung in die Herkunftsländer. Großbritannien und Frankreich hatten zuvor stärkere Unterstützung seitens der EU angemahnt.

Um die Herausforderungen durch die hohen Flüchtlingszahlen zu bewältigen, bekomme Frankreich 20 Millionen Euro aus einem EU-Fonds, teilte Avramopoulos mit. Großbritannien habe bereits 27 Millionen Euro erhalten. Demnach kann Paris insgesamt 266 Millionen Euro und London 370 Millionen Euro aus dem EU-Fonds für Migration für 2014 bis 2020 erhalten. Er habe "volles Vertrauen" in die britischen und französischen Fähigkeit, der Lage Herr zu werden. Tausende Migranten versuchen seit geraumer Zeit, durch den Eurotunnel nach Großbritannien zu gelangen, wo sie auf Arbeit hoffen.

Die Lage in Calais sei ein weiteres "krasses Beispiel für die Notwendigkeit eines höheren Maßes an Solidarität und Verantwortungsbewusstsein in der Art, wie wir mit dem Migrationsdruck in Europa umgehen", betonte der EU-Kommissar. Damit zielt er indirekt auf Großbritannien. London lehnt es ab, sich an einem von der EU-Kommission vorgeschlagenen Quotensystem zu beteiligen, mit dem wenigstens eine kleine Zahl von Flüchtlingen in Europa gerechter verteilt werden soll. Geplant ist, 40 000 Flüchtlinge, die in Italien und Griechenland gestrandet sind, in der EU zu verteilen sowie 20 000 Menschen aus Bürgerkriegsgebieten aufzunehmen. Bisher konnten sich die EU-Mitglieder aber in der Sache nicht einigen.

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker rief die Regierungen der EU-Mitgliedstaaten am Mittwoch auf, in der Flüchtlingsfrage nicht vor Populisten einzuknicken. "Ihr dürft euch nicht durch populistische Gedanken blenden lassen, die in allen Ländern präsent sind", sagte Juncker der Nachrichtenagentur AFP. Die EU-Kommission werde im Herbst einen neuen Anlauf zur Verteilung der Flüchtlinge unternehmen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: