Flüchtlinge:Auf die Ämter kommt es an

Die Kritik des bayerischen Innenministers an gefälschten Pässen wirkt reflexhaft. Doch er trifft einen wichtigen Punkt.

Von Bernd Kastner

Jedes Attentat im Namen des "Islamischen Staates", jeder Terrorverdacht gegen einen Asylbewerber verstärkt die Verunsicherung in der Bevölkerung. Wer ist da alles zu uns gekommen? Allein schon die Frage beschädigt das Klima der Hilfsbereitschaft. Erst recht tut es der Verdacht, dass die zuständige deutsche Behörde die Identität von eingereisten Flüchtlingen nicht sorgfältig prüft. Er untergräbt das Vertrauen in die Ehrlichkeit der Asylsuchenden und in die Arbeit des Staates.

In Bayern entdecken eine Ausländerbehörde und die Polizei 19 gefälschte syrische Pässe, obwohl diese bereits vom Flüchtlings-Bundesamt Bamf kontrolliert worden seien. Und eben dieses Bamf beteuert nach Monaten, von dem brisanten Fund nichts zu wissen. Das heißt nun keineswegs, dass 19 Terroristen aufgeflogen wären, ein Flüchtling mit falschen Papieren ist nicht automatisch ein Verbrecher. Aber es lässt vermuten, dass die relevanten Behörden nicht so miteinander kommunizieren, dass die einen verstehen, was die anderen sagen wollen.

Dass vor einem Jahr an den Grenzen und in den Behörden vieles drunter und drüber ging, war nicht gut, aber zu entschuldigen angesichts des enormen Andrangs Geflüchteter. Dass ein Jahr später die relevanten Ämter offenbar noch nicht mit wichtigen Informationen umzugehen wissen, wird schwer zu erklären sein. Die Zeit des Improvisierens ist vorüber.

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