Fluchtversuch in Berlin:Forscher finden Hinweise auf weiteren Mauer-Toten

137 Menschen sind offiziell an der Berliner Mauer zwischen DDR und Westberlin gestorben. Forscher gehen jetzt aber davon aus, dass diese Zahl erhöht werden muss. In Stasi-Unterlagen fanden sie Hinweise auf ein weiteres Opfer.

Forscher der Freien Universität Berlin haben nach einem Medienbericht in Stasi-Unterlagen Hinweise auf ein bislang unbekanntes Opfer gefunden, das an der Berliner Mauer einschließlich der Sperranlagen zwischen der DDR und Westberlin ums Leben kam. Die offizielle Zahl der Toten zwischen 1961 und 1989 steigt der Bild-Zeitung zufolge damit von 137 auf 138. Der bislang unbekannte Mauertote heißt demnach Hans-Joachim Zock.

Der 30-jährige Vater eines einjährigen Sohnes sei bei einem Fluchtversuch am 14. November 1970 in der Berliner Spree ertrunken, heißt es in dem Bericht. Jan Kostka vom Forschungsverbund SED-Staat der Freien Universität Berlin sagte der Zeitung: "Die Unterlagen belegen, dass Hans-Joachim Zock bei einem Fluchtversuch starb."

Zock wurde den Angaben zufolge in Berlin geboren, lebte einige Jahre in Bad Salzuflen und kehrte vor dem Mauerbau in die DDR zurück. Zuletzt wohnte er dem Bericht zufolge in Halle und geriet dort ins Visier der Stasi. Diese habe ihn verdächtigt, Sabotage an seinem Arbeitsplatz verübt zu haben.

Dem Blatt vorliegenden Stasi-Unterlagen zufolge schrieb Hans-Joachim Zock in einem nicht abgeschickten Brief, den der Tote in einem Plastikbeutel bei sich trug: "Mehrere Male Staatssicherheitsverhöre und das 15 Stunden lang nach der Arbeit von 12 Stunden. Und warum? Nur, weil ich Westdeutscher bin."

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