Florida:Verkaufsschlager unter Amokläufern

Sturmgewehr AR-15

Ein Mann zeigt in einem Waffenladen in Atlanta eine Variante des AR-15-Sturmgewehrs.

(Foto: dpa)

Mit dem Sturmgewehr AR-15 wurden schon viele Amokläufe begangen. Auch der Attentäter von Orlando solle damit geschossen haben, hieß es zunächst. Hinterbliebene verklagen den Hersteller.

Von Hakan Tanriverdi

Anmerkung der Redaktion: Bei der Waffe des Orlando-Attentäters handelte es sich nicht um ein Sturmgewehr vom Typ AR-15, sondern um eine Sig Sauer MCX. Die Polizei hat ihre Angaben diesbezüglich geändert. Wir haben den Artikel entsprechend angepasst.

Bei der Waffe, mit der Omar Mateen 49 Menschen getötet hat, handelt es sich um eine Sig Sauer MCX. Die Waffe wurde für die US-Special Operation forces hergestellt. In den USA wird seit Tagen über halbautomatische Sturmgewehre, die im Besitz von Zivilisten sind, diskutiert - zum wiederholten Mal.

Das AR-15 ist ein halbautomatisches Sturmgewehr. Es ist die zivile Version des M-16-Gewehrs des US-Militärs. Halbautomatisch bedeutet, dass die Patronen automatisch nachgeladen werden und pro Drücken des Abzugs ein einzelner Schuss abgefeuert wird - vollautomatische Waffen feuern, solange der Finger am Abzug bleibt.

Das AR-15-Gewehr wurde beim Amoklauf am Umpqua Community College im Jahr 2015 eingesetzt, neun Menschen starben. Und ebenfalls beim Amoklauf in Aurora (2012, zwölf Tote), an der Grundschule in Newtown (2012, 26 Tote) und bei dem Anschlag in San Bernardino (2016, 14 Tote).

Das Gewehr kann in den meisten US-Bundesstaaten legal gekauft werden. Auch der Orlando-Attentäter Mateen, der eine dem AR-15 ähnliche Sig Sauer MCX benutzte, erwarb seine Waffen nur wenige Tage vor der Tat legal. Er konnte dies, obwohl das FBI 2013 und 2014 gegen ihn ermittelte. Er war nicht vorbestraft und hatte eine Lizenz zum Besitz von Waffen.

Insbesondere der Fall Newtown, der Präsident Obama während einer emotionalen Ansprache Tränen in die Augen trieb, führte zu einem massiven Anstieg der Verkaufszahlen. Der Preis der Waffe verdoppelte sich, wie die New York Times damals berichtete. "Die junge Generation mag diese Waffen, die nach Angriff aussehen", wurde ein Verkäufer zitiert.

Ein Verbot trat nie in Kraft

Nach der Ansprache von Präsident Obama und dessen Ankündigung, die Waffengesetze verschärfen zu wollen, kauften Waffen-Fans das Sturmgewehr, um einem möglichen Verbot zuvorzukommen. Ein Verbot trat nie in Kraft.

Das Sturmgewehr ist das "beliebteste Gewehr" in den USA, wie die National Rifle Association (NRA) mitteilt. Der Waffenlobby zufolge wurde das AR-15 mehr als fünf Millionen Mal verkauft. Die hohe Zahl alleine zeige schon, schreibt die NRA, dass "praktisch alle AR-15 nicht missbräuchlich verwendet werden". Die Amokläufe und Attentate seien Ausnahmefälle.

In einem Artikel des Technik-Magazins Wired wird der Erfolg der Waffe vor allem darauf zurückgeführt, dass sie personalisierbar sei. Darin beschreibt ein Waffenverkäufer die AR-15 als "Lego für erwachsene Männer": "Es gibt viele Menschen, die ein, zwei, sechs ARs kaufen. Und sie basteln ununterbrochen an ihnen herum." Die Waffe sei eine "Ablenkung von der Realität".

Einige Eltern der in Newtown getöteten Kinder versuchen derzeit, gegen den Waffenproduzenten Bushmaster Firearms vorzugehen - einer der vielen Hersteller dieser Gewehr-Familie. In der Klage führen sie das Argument an, dass aggressiv geführte PR-Kampagnen Massaker inhaltlich legitimieren. In der Klageschrift heißt es, dass Bushmaster Firearms das AR-15-Gewehr als ultimative Waffe bewerbe. "Das militaristische Marketing bekräftigt die Darstellung einer Angriffswaffe, die genutzt wird, um Kriege anzufangen und Menschen zu töten", heißt es weiter. Die Klage wurde zugelassen. Der erste Verhandlungstag wird der 3. April 2018 sein.

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