Firmen-Übernahme:Fernbusreisen könnten teurer werden

Flixbus dominiert nach der Übernahme seines schärfsten Rivalen den Markt. Verbraucherschützer erwarten Nachteile für die Kunden.

Von Caspar Busse

Nach dem Zusammenschluss der beiden größten Fernbus-Anbieter in Deutschland erwarten Verbraucherschützer höhere Preise für die Kunden. "Das hat negative Auswirkungen in Form von steigenden Ticketpreisen und in Form eines geringeren Angebots", sagte Marion Jungbluth, Expertin bei der Arbeitsgemeinschaft Verbraucherzentralen in Berlin. Der Marktführer Flixbus hatte am Mittwoch mitgeteilt, den Konkurrenten Postbus zu kaufen, und kommt damit künftig auf einen Marktanteil von 80 Prozent. Jede Form von Marktmacht und fehlendem Wettbewerb sei schlecht für die Verbraucher, sagte Jungbluth. Auch Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt rechnet mit steigenden Fahrpreisen für Fernbusse, zumindest langfristig. Einen Fernbusmarkt könne es nur geben, wenn Anbieter schwarze Zahlen erwirtschafteten. Daher sei es langfristig nötig, "dass wir hier zu realen Preisen kommen, gerade auch im Wettbewerb mit der Bahn", sagte der CSU-Politiker am Mittwoch.

Die Deutsche Post gibt mit dem Verkauf nach nur drei Jahren das Geschäft mit Fernbussen wieder auf. Das Geschäft sei "wirtschaftlich unattraktiv", sagte Larry Rosen, Finanzchef des Bonner Konzerns. Angesichts des harten Preiskampfes gebe es keine Gewinne. Flixbus dagegen treibt mit der Übernahme seine Expansion massiv voran. Von November an sollen die Postbus-Strecken nun in das Flixbus-Netz integriert werden. Die Deutsche Post hat 90 Postbusse auf 120 Linien, zum Teil auch in europäische Nachbarländer, im Angebot. Flixbus kaufte bereits die Konkurrenten Meinfernbus und Megabus auf und bietet nach eigenen Angaben schon täglich 900 Verbindungen in 20 Ländern an. Für 2016 wird mit 30 Millionen Kunden gerechnet.

2013 wurde der Fernbusmarkt in Deutschland liberalisiert. In der Folge sind mehrere Anbieter entstanden, die sich mit niedrigen Preisen Konkurrenz machten. So werden Fahrten von München nach Berlin für 19 Euro an angeboten, das ist deutlich billiger als bei der Deutschen Bahn. Diese verlor Umsatz, weil Passagiere auf günstigere Fernbusse umstiegen. Der Staatskonzern senkte daraufhin massiv die Preise. Hinter Flixbus steht unter anderem der Finanzinvestor General Atlantic.

"Die Fusion von Flixbus und Postbus verheißt für die Fahrgäste nichts Gutes", sagt der Grünen-Bundestagsabgeordnete Matthias Gastel, auch Mitglied im Verkehrsausschuss. "Ohnehin absehbare Ticketpreissteigerungen sind nun zu einem früheren Zeitpunkt zu erwarten." Der Busmarkt sei liberalisiert worden, "um den Wettbewerb zu erhöhen und nicht um einen neuen Monopolisten im Fernverkehr zu etablieren", kritisierte Gastel.

Das Kartellamt wurde vorab über die Fusion informiert, untersagte sie aber nicht. Der Zusammenschluss sei zu klein für eine Prüfung, die nötigen Umsatzschwellen würden nicht erreicht. Verbraucherschützerin Jungbluth kritisiert dies: "Dass das Kartellamt die Übernahme nicht prüft, ist aus Verbrauchersicht nicht nachvollziehbar." Es bestehe die Gefahr einer Rosinenpickerei, Flixbus könnte sich als Marktführer künftig auf lukrative Strecken konzentrieren.

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