Finnland:Sauli Niinistö wird neuer Präsident

In der Stichwahl um das finnische Präsidentenamt hat sich der Konservative Niinistö klar gegen seinen grünen Gegenkandidaten durchgesetzt. Sein Sieg bricht einen jahrzehntelangen Trend.

Gunnar Herrmann

Finnlands neuer Präsident heißt Sauli Niinistö. Der konservative Politiker setzte sich am Sonntag wie erwartet in einer Stichwahl klar gegen den Grünen Pekka Haavisto durch. Niinistö hat nahezu zwei Drittel der Wähler von sich überzeugen können. Nach Auszählung fast aller Wahlzettel bekam er 62,6 Prozent, sein Gegner 37,4 Prozent der gültigen Stimmen.

Niinistö hatte bereits vor sechs Jahren für das Amt kandidiert. Damals unterlag er in der Stichwahl jedoch knapp gegen Tarja Halonen. Die populäre Sozialdemokratin durfte nach zwei Wahlperioden diesmal nicht mehr antreten.

Der 63-jährige Niinistö hat eine lange Karriere in der finnischen Politik hinter sich. Er war erst Justizmininister in der Regierung des Sozialdemokraten Paavo Lipponen, später führte er Finnland als Finanzminister in die Euro-Zone. Bis 2011 war er Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank. Niinistö gilt als Finanzexperte mit guten Kontakten zur Wirtschaft. Sein Kontrahent Haavisto zeichnet sich durch viel Erfahrung in der internationalen Diplomatie aus, er war unter anderem im Auftrag der Vereinten Nationen und der EU in verschiedenen Krisengebieten tätig gewesen.

Haavistos Ergebnis trotzdem Erfolg für die Grünen

Beide Kandidaten sind klare Befürworter der EU und des Euro. Auch in anderen außenpolitischen Fragen waren sie weitgehend einer Meinung. Euroskeptische Politiker wie Timo Soini, der Chef der Rechtspopulisten, waren bereits in der ersten Runde der Präsidentschaftswahl ausgeschieden. Vor der Stichwahl rückte verstärkt auch das Privatleben der Kandidaten ins Blickfeld. Haavisto lebt mit einem etwa 20 Jahre jüngeren Friseur zusammen, der aus Ecuador stammt.

Niinistö, dessen erste Frau 1995 bei einem Autounfall starb, ist seit 2009 mit der 34-jährigen Lyrikerin Jenni Haukio verheiratet. Beobachter meinen, dass ältere Finnen ein Problem mit Haavistos Homosexualität hatten und sie sich darum für Niinistö entschieden.

Der Sieg des Konservativen bricht einen jahrzehntelangen Trend: Seit 30 Jahren stellten die Sozialdemokraten ununterbrochen das Staatsoberhaupt. Dass mit Haavisto ein Grüner in die Stichwahl kam, galt in Helsinki als kleine Sensation. Die Grünen haben in Finnland bei Parlamentswahlen nie mehr als zehn Prozent erreicht - Haavistos Ergebnis war deshalb trotz der Niederlage ein Erfolg für seine Partei.

Finnlands Präsident hat durch einige Verfassungsreformen viel von seiner früheren Macht eingebüßt. Heute bleiben ihm fast ausschließlich repräsentative Aufgaben, in der Außenpolitik darf er noch mitreden - jedoch nur bei Fragen, die nicht die EU betreffen.

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