Finanzkrise: Deutschlands Retter:Leute heute

Von Steinbrück bis Wieandt, von Wulff bis Weidemann: Ein kleines politisches Feuerwehrteam muss Deutschland retten. Können die das?

Hans-Jürgen Jakobs

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Von Steinbrück bis Wieandt, von Wulff bis Weidmann: Ein kleines politisches Feuerwehrteam muss Deutschland retten. Können die das? Können sie in der Zone zwischen Politik und Wirtschaft erfolgreich verhindern, dass die Nation in Schulden versinkt - und genügend Jobs sichern?

Sie ist qua Amt die Erste im Rettungsteam der Deutschland AG: Bundeskanzlerin Angela Merkel. Fern sind die Tage von Leipzig, als sie auf einem CDU-Parteitag die Madonna der Neoliberalen war und die Heilskraft des Marktes pries. Nun ist die Ostdeutsche, die im System DDR aufwuchs, gezwungenermaßen eine Staatsinterventionistin, die reparieren muss, was gierige oder unfähige Manager angerichtet haben. Auch von Paul Kirchhof, ihrem großen Steuervereinfacher im Wahlkampf 2005, redet keiner mehr.

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Dieses Gesicht ist in der "Tagesschau" nicht zu sehen - und doch kommt es bei der wirtschaftspolitischen Sanierung des Landes sehr auf Jens Weidmann an. Der 40-Jährige ist Angela Merkels Mann fürs Grobe, er kümmert sich als Abteilungsleiter im Kanzleramt um die Wirtschaft.

Der Ökonom arbeitete beim Internationalen Währungsfonds und für Bundesbank-Präsident Axel Weber. Zusammen mit seinem Mentor Weber und mit Finanzstaatssekretär Jörg Asmussen konstruierte Weidmann auch die staatlichen Rettungsschirme für die Wirtschaft. Dass es so stark regnen würde, war ja nicht vorauszusehen.

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Operativ hält ihn die Finanz- und Wirtschaftskrise auf Trab wie keinen im deutschen Sanierungsteam. Finanzminister Peer Steinbrück lebt in der Krise auf. Hier kann er sein Temperament ausleben.

Der Sozialdemokrat, 62, war unter den Ersten, die den Bankern die Leviten lasen. Er rechnete schonungslos mit dem angelsächsischen Finanzgierkapitalismus ab, beruhigte die deutschen Sparer und tut alles, um kaputte, aber wichtige Finanzhäuser wie die Hypo Real Estate zu erhalten. Steinbrück schaut auf die Wirtschaft wie auf ein Schachfeld, die Hand stets an einer Figur.

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In die Medien geht Jörg Asmussen nicht, er zieht im Verborgenen die Strippen. Als Finanzstaatssekretär ist er seit vielen Jahren mit dem Kapitalmarkt betraut und half in der rot-grünen Regierungszeit sogar, die Kontrollregeln aufzuweichen.

Nun muss der einstige Deregulierer Asmussen das Gegenteil machen und regulieren. Bei der staatlichen Problembank IKB sollte er eigentlich nach dem Rechten sehen, doch das Institut häufte mit Deals im US-Immobilienmarkt munter Risiken auf.

Asmussen ist der umstrittenste Feuerwehrmann im deutschen Löschteam.

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Dieser Mann ist seit 2005 als Außenpolitiker aufgefallen, als geduldiger Gesprächspartner im Weißen Haus oder im Élysée-Palast in Paris. Jetzt aber ist Bundestagswahlkampf, und Frank-Walter Steinmeier muss als Spitzenkandidat der SPD auch linke Sprüche machen und sich als Arbeiterführer geben. Als Wirtschaftsberater hat er sich, warum auch imemr, den Ex-McKinsey-Mann Markus Kimmer ins Wahlkampfteam geholt.

So begann seine innenpolitische Reise mit einem Termin der Opel-Betriebsräte, und selbstverständlich redete Steinmeier auf einer Versammlung in Rüsselsheim am deutschen Hauptsitz der Opelaner.

Seiner Chefin Merkel wird der Vizekanzler mit künftigen Äußerungen zur Wirtschaft vermutlich noch ganz viel Freude machen.

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Vor 2005 war Steinmeier als Kanzleramtsminister im Geschirr - diese Position hat der unermüdliche Thomas de Maizière von der CDU übernommen. Er bestimmt, was auf die Agenda Merkels kommt, ein wichtiger politischer Concierge.

Der Jurist im Team behält den Überblick.

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Er wäre sehr wahrscheinlich gerne da, wo Angela Merkel sitzt und hat die Hoffnung wohl noch nicht ganz aufgegeben: Christian Wulff. Als niedersächsischer Ministerpräsident hat der CDU-Politiker in der Wirtschaft viel zu sagen, schließlich ist das Land Großaktionär bei Volkswagen - und Wulff sitzt im Aufsichtsrat.

Was hat er nicht schon alles zum VW-Gesetz und zur Übernahme durch Porsche gesagt! Auch in Sachen Continental mischt sich der Mann aus Hannover ein und fordert eine Trennung von der Schaeffler-Gruppe, um die Firma und Jobs zu erhalten.

Nur der Herzenswusch, sich als wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU für Höheres zu qualiifizieren, hat sich noch nicht erfüllt. Die Krise ist seine Chance.

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Als langjähriger Chef der öffentlichen NordLB weiß Hannes Rehm um die Befindlichkeiten im Spannungsfeld zwischen Politik und Wirtschaft. Also ließ er sich gewinnen für die Chefrolle rund um den Sonderfonds Soffin, mit dem Steinbrück & Co. die Wirtschaft stabilisieren wollen.

Hunderte Milliarden Euro an Staatsgeld stehen für Bürgschaften oder Beteiligungen im Feuer. Rehm und seine Truppe managen den Soffin, das große Sagen aber haben die Gesandten aus dem politischen Berlin wie beispielsweise Weidmann und Asmussen.

Der 68-Jährige hatte für die Aufgabe im Soffin-Leitungsausschuss vorher schon zweimal abgesagt, ehe im Januar Angela Merkel persönlich in einem Telefonat den Banker überzeugen konnte. Rehm hatte sich mit der NordLB in den neunziger Jahren intensiv um Mecklenburg-Vorpommern gekümmert, die Heimat Merkels. Das vergisst die CDU-Chefin nicht.

Rehm ist ein Banker der alten Schule. Seine NordLB ließ sich nicht auf riskante Spekulationsgeschäfte ein. Der Chef hielt es mit Seneca: "Manches was das Gesetz nicht erlaubt, verbietet der Anstand."

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Eine zentrale Figur bei der Rettung des deutschen Wirtschaftssystems nimmt auch Axel Weber ein. Das liegt natürlich an seiner Position als Chef der Bundesbank - aber auch an seinem dichten Netzwerk. Er war einst der Professor des heutigen Steinbrück-Sherpas Asmussen und hat den früheren Bundesbank-Mitarbeiter Weidmann emsig gefördert.

In der etwas unklar, eher kompliziert organisierten deutschen Bankenaufsicht hat sich Weber gegen Jochen Sanio, den Präsidenten der Bundesanstalt für Finanzdienstleistunge (Bafin), gut profilieren können. Sanios Prüfer erkannten die Zeitbomben in den Bilanzen der Banken nicht. Keine Frage: Weber wird im Rettungsteam Deutschland mehr zu tun bekommen.

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Keine Frage, Karl-Theodor zu Guttenberg macht bella figura. Wenigstens das. Wo sein Vorgänger Michael Glos geradezu verzweifelt Nachrichtenstoff für Agenturen zu produzieren versuchte, geht dem 37-jährigen Nachfolger alles leicht, ganz flott von der Hand.

Die CSU-Hoffnung geht die Krise an wie die Finanzverwaltung der elterlichen Ländereien. Er hat viel zu erklären - zu sagen aber hat er nichts. Die Fäden im deutschen Sanierungsteam laufen bei Merkel, Steinbrück und ihren Vertrauten zusammen.

Da bleibt Guttenberg mit seiner medialen Präsenz nur, für die Partei und Parteichef Horst Seehofer im Superwahljahr Punkte zu sammeln. Aber da sind ja auch Jürgen Rüttgers und Roland Koch, die selbsternannten Arbeiterführer von der christlichen Union, mit Fleiß unterwegs.

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Frank Appel kann als Vorstandschef eines Konzerns mit dem Bund als Eigentümer viel über Staat und Ökonomie erzählen. Er hat kein Problem damit und informiert vor wichtigen Terminen die Kanzlerin und den Finanzminister in persönlichen Telefonaten. Was Appel an Dividende und Kurswert produziert, ist natürlich eine öffentliche Angelegenheit.

Dass er die Postbank an die Deutsche Bank verkaufte und das gelbe Bonner Geldinstitut in der Folge Aktionär der Deutschen Bank wurde, haben viele Beobachter aufmerksam registriert. Schließlich ist damit der Staat mittelbar an Deutschlands größter Privatbank beteiligt.

Wie so viele Top-Manager hat Appel bei McKinsey gelernt, wo auch sein einstiger Ziehvater, der spätere Postchef Klaus Zumwinkel, gewirkt hat.

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Noch ein Chef eines Konzerns, an dem der Bund beteiligt ist: René Obermann, 45, lenkt die Deutsche Telekom. Er überstand einige Skandale (Datenmissbrauch, Bespitzelung) und ist bei der Bundesregierung gut gelitten.

Der Lebensgefährte der ZDF-Talkshowmoderatorin Maybrit Illner schlägt sich inzwischen auch bei öffentlichen Auftritten beachtlich. Er hat im Übrigen ähnliche Aufgaben wie Post-Chef Appel. In Obermanns Augen ist eine Phase angelaufen, in der sich manche in der Politik rächen für alte Demütigungen - schließlich hat die Wirtschaft einst der Politik erklärt, wie es in Deutschland zu laufen hat.

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Das ist Ulrich Lehner, der Aufsichtsratschef der Telekom. Er wacht über Vorstandschef Obermann und sitzt auch im Aufsichtsrat von Porsche, Eon und Thyssen-Krupp. Auf Lehners Rat hören die Verantwortlichen in Berlin gerne, schließlich ist er auch Präsident des Chemieverbands VCI sowie Präses der Düsseldorfer IHK.

Früher hat der 62-Jährige Henkel geleitet.

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An vielen Ecken, in vielen Gängen findet sich derzeit Klaus-Peter Müller. In der Wirtschaftskrise kommt es auf seine Ideen an. Der CDU-Mann ist Chefkontrolleur der einst von ihm operativ gelenkten Commerzbank, bei der inzwischen der Bund Haupteigentümer ist.

Multitasker Müller steht zudem der Corporate-Governance-Kommission vor und wirkte bislang als Präsident des deutschen Bankenverbands. Mit dem hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch tauscht er sich genauso intensiv aus wie mit Kanzlerin Merkel.

Im Commerzbank-Vorstand ist sein Zögling Martin Blessing in der Chefrolle sein Nachfolger. Der Mann muss die teure Übernahme der Dresdner Bank erklären und den größer dimensionierten Frankfurter Finanzkonzern neu ausrichten.

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Axel Wieandt sieht sehr jung aus - doch die Besonderheiten des Bankenwesens kennt er aus frühester Jugend. Schließlich war sein Vater Paul Wieandt ein bekannter Finanzmann, der die einst gewerkschaftseigene Bank für Gemeinwirtschaft sowie die Schmidt Bank sanierte. Dass Wieandt junior der Schwager von Commerzbank-Chef Blessing ist, passt irgendwie ins Bild.

Für Axel Wieandt geht es bei seinem Job - Leitung der Hypo Real Estate - um alles oder nichts. Das angeschlagene Münchner Institut hat vom Staat schon mehr als hundert Milliarden Euro bewilligt bekommen, ohne dass das Insolvenzrisiko vollständig gebannt wäre. Aber der Youngster im deutschen Rettungsteam hat ja schon bei McKinsey und Morgan Stanley sowie vor allem als Leiter Konzernentwicklung und Beteiligungen der Deutschen Bank viele Erfahrungen gesammelt.

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Auch bei McKinsey gelernt hat Wulf von Schimmelmann. Er gehörte zu jener Riege, die der frühere Post-Chef Klaus Zumwinkel in jene einstigen Hundertprozent-Staatsfirmen geholt hat, die marktfähig gemacht werden sollten. Viele Jahre lang leitete Schimmelmann - erfolgreich - die Postbank. Heute ist er Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Post AG und sitzt ebenfalls im Aufsichtsrat der Telekom.

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Er ist Angela Merkels Sprecher in Wirtschaftsfragen und wird in ihrem Wahlkampf eine wichtige Rolle spielen: Norbert Röttgen. Der Jurist wollte einst Parlamentarier und Chef des Bundesverbands der Deutschen Industrie sein, doch nach Protesten entschied er sich klar für die Politik. Seine Kompetenz und ruhige Art wird auch von politischen Gegnern wie Finanzminister Steinbrück geschätzt.

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