Film im Internet:Putin-Anhänger werfen Medwedjew Schwächung Russlands vor

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Russlands Ministerpräsident Dmitrij Medwedjew sieht sich einer neuen Kampagne im Internet ausgesetzt.

Russlands Ministerpräsident Dmitrij Medwedjew sieht sich einer neuen Kampagne im Internet ausgesetzt. Dort kursiert ein Dokumentarfilm mit prominenten Kronzeugen, die dem Ex-Präsidenten die Verletzung russischer Interessen vorwerfen. Wer für den professionell gemachten Film verantwortlich ist, ist unklar.

Medwedjew hatte mit seiner Enthaltung bei der Abstimmung im UN-Sicherheitsrat über den Libyen-Einsatz 2011 in konservativen Moskauer Kreisen scharfe Kritik ausgelöst. Seit der Rückkehr Wladimir Putins ins Präsidentenamt herrscht wieder die Vetopolitik im UN-Sicherheitsrat.

Der ehemalige Ministerpräsident, Außenminister und Geheimdienstchef Jewgeni Primakow sowie mehrere frühere russische Botschafter in Libyen und Vertreter von Rüstungsfirmen kommentieren in dem mehr als einstündigen Film die Enthaltung Medwedjews bei der Abstimmung über eine Flugverbotszone über Libyen. Ein Kommentator sagt, Medwedjew müsse wegen seiner Haltung vor Gericht gestellt werden.

Angeblich verlor die russische Rüstungsindustrie durch die Entscheidung, sich dem westlichen Waffenembargo gegen Libyens damaligen Machthaber Muammar al-Gaddafi anzuschließen, 20 Milliarden Dollar. Zu Bildern eines strahlenden Medwedjew sind in dem Film Aufnahmen von verletzten libyschen Kindern zu sehen. Eine politische Analystin und ehemalige Abgeordnete der Regierungspartei Einiges Russland, Olga Krischtanowskaja, sagte: "In Hinterzimmern heißt es, Medwedjew hänge wie Blei an Putins Füßen." Es gebe "Kräfte", die ihn loswerden wollten.

Medwedew hatte während seiner Präsidentschaft von 2008 bis 2012 eine liberalere Politik als Putin versucht, der nach zwei aufeinanderfolgenden Amtszeiten nicht erneut antreten durfte. Konservative Pro-Putin-Kräfte sehen Russland dadurch geschwächt. Bereits im vergangenen Sommer war ein ähnlicher Film im Internet aufgetaucht, in dem Medwedjew Versagen im Konflikt mit Georgien 2008 vorgeworfen worden war. Demnach habe er zu lange mit dem Einsatz militärischer Gewalt in der ehemaligen Sowjetrepublik gezögert.

© Süddeutsche.de/AFP/mane - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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