Fifa-Skandal:Lawine aus der Karibik

Offenbar war bei vielen WM-Vergaben Bestechung im Spiel.

Von Klaus Hoeltzenbein

Auch für die Vergabe einer Fußball-Weltmeisterschaft muss die Unschuldsvermutung gelten, also die Annahme, dass jeder Delegierte seine Stimme nach bestem Wissen und Gewissen abgibt. Dass dies offenbar nahezu niemals der Fall war, belegen die ersten Geständnisse im Fifa-Skandal, besonders jene der Insider Jack Warner und Chuck Blazer, die zu den wenigen gehörten, deren Stimme über Jahrzehnte zählte.

Es geht bei jeder WM-Vergabe allein darum, irgendwie eine Mehrheit im 24-köpfigen Fifa-Exekutivkomitee zu organisieren. Wegen rätselhafter Vorgänge und Transaktionen stehen derzeit vier WM-Turniere (Frankreich 1998, Südafrika 2010; Russland 2018, Katar 2022) unter Korruptionsverdacht. Die ebenfalls von einigen Mysterien umrankte Vergabe der WM 2006, die sich zum deutschen Sommermärchen entwickelte, ist nach dem, was bisher bekannt ist, nicht dabei. Zur Erinnerung: Damals fiel die Entscheidung knapp mit 12:11-Stimmen aus.

Der wichtigste Zeuge, Jack Dempsey, ist 2008 gestorben. Dempsey hatte von seinem neuseeländischen Verband den Auftrag, für Südafrika zu stimmen, verließ aber vor dem dritten und entscheidenden Wahlgang den Saal. Der Beklagte Jack Warner aus der Karibik hat nun "eine Lawine" an Enthüllungen angekündigt, die auch er auslösen werde. Wen diese Lawine dann erfassen wird, werden die Ermittlungen zeigen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: