Fifa:Blatters Geist

Auch die neue Führung scheint anfällig für Raffgier zu sein.

Von Claudio Catuogno

Präsident Sepp Blatter und seine beiden Generalsekretäre, die drei wichtigsten Fifa-Funktionäre also, sollen sich in den vergangenen fünf Jahren 79 Millionen Schweizer Franken wechselseitig in die Taschen geschoben haben. Wundert das noch jemanden? Dass die Fifa lange ein Selbstbedienungsladen war, ist nicht neu. Aber wie dreist sich ihr Führungspersonal Millionenboni genehmigte, wie es in Nacht- und Nebelaktionen Verträge verlängerte - das hat jetzt noch mal eine andere Qualität.

Und deshalb kann Blatter, 80, der von der eigenen Ethikkommission gesperrte Langzeit-Patriarch, sich jetzt nicht auf den Ruhestand konzentrieren. Er muss sich mit Art. 138 des Schweizer Strafgesetzbuchs vertraut machen: "Wer sich eine ihm anvertraute fremde bewegliche Sache aneignet, um sich oder einen andern damit unrechtmäßig zu bereichern, wer ihm anvertraute Vermögenswerte unrechtmäßig in seinem oder eines anderen Nutzen verwendet, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder Geldstrafe bestraft." Die "fremde bewegliche Sache", das war in seinem Fall der Fußball. Blatter in Haft? Das Szenario rückt näher.

Daraus, dass die Fifa die Vorgänge jetzt öffentlich macht, sollte man aber nicht schließen, dass ihr neues Personal umgedacht hat. Die zwei Millionen Franken, die dem neuen Chef Gianni Infantino jährlich zustehen, obwohl er formal nur noch repräsentative Aufgaben hat, hat er intern schon als "Beleidigung" bezeichnet. Ganz im Geiste des Vorgängers.

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