Kuba: Ex-Präsident im TV:Fidel Castro erklärt die Welt in Adidas

Seine öffentlichen Auftritte sind seit einer Operation vor vier Jahren selten geworden, doch jetzt sprach Fidel Castro eine Stunde im Fernsehen - und ging wieder auf seinen alten Feind USA los. Der betagte Revolutionsführer wirkte im Trainingsanzug fit und gutgelaunt.

Lange war er nicht im Fernsehen zu erleben. doch nun präsentierte sich Kubas betagter Revolutionsführer wieder. Fidel-Castro-TV: Der 83-jährige Ex-Präsident zeigte sich am Montagabend (Ortszeit) in einer vom kubanischen Fernsehen ausgestrahlten Sendung in augenscheinlich stabiler gesundheitlicher Verfassung und guter Laune.

Former Cuban leader Fidel Castro gestures during an interview with anchor Randy Alonso in Havana

Fidel Castro wirkte enstpannt - und angriffslustig.

(Foto: rtr)

Er saß in einem Büro vor einem Tisch voller Papiere und wurde vom Moderator der Sendung Mesa Redonda nach der Sicherheitslage unter anderem im Nahen und Mittleren Osten befragt.

Der entspannt wirkende Castro präsentierte sich in einem blauen Adidas-Trainingsanzug mit kariertem Hemd, er sprach flüssig und lange. Seine Stimme klang gleichwohl etwas zittrig.

Castro war bereits vorige Woche das erste Mal seit vier Jahren öffentlich aufgetreten. Er besuchte in Havanna das Nationale Zentrum für wissenschaftliche Forschung. Der Politiker hatte 2006 nach einer Darmoperation die Amtsgeschäfte als Staatschef an seinen Bruder Raúl Castro abgetreten.

Während der Sendung kritisierte er die USA massiv und warf Washington unter anderem vor, für den Untergang der südkoreanischen Korvette Cheonan Ende März verantwortlich zu sein. Damit hätte ein Krieg zwischen Süd- und Nordkorea entfesselt werden sollen. Das ist einmal eine ganz neue Sicht der Dinge, jedenfalls eine Erklärung nach kommunistischem Muster. Zugleich warnte Castro vor den wachsenden Gefahren eines Krieges mit Iran.

Castro war zuletzt im Sommer 2009 auf Videoaufnahmen im Fernsehen zu sehen gewesen.

Die jüngsten öffentlichen Auftritte Fidel Castros fallen zeitlich zusammen mit einer der größten Freilassungen von Dissidenten auf Kuba seit Jahren. Die sozialistische Regierung in Havanna hatte vorige Woche angekündigt, 52 politische Gefangene aus den Haftanstalten zu entlassen. Sechs ehemalige Häftlinge und 33 ihrer Angehörigen landeten am Dienstag auf dem Flughafen von Madrid, wie das spanische Außenministerium mitteilte. Nach Angaben der katholischen Kirche wurde die Ausreise von 13 weiteren politischen Gefangenen vorbereitet. Die Oppositionellen reisten in zwei Flugzeugen und werden von rund 50 Familienangehörigen begleitet.

Kubas Regierung hatte nach Vermittlung der katholischen Kirche und der spanischen Regierung die Freilassung der politischen Gefangenen verkündet. Hierzu äußerte sich Fidel Castro, der Mann im Adidas-Trainingsanzug, nicht weiter.

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