Nach gescheiterter Waffenruhe in Nahost:Obama fordert Freilassung von israelischem Soldaten

Nach gescheiterter Waffenruhe in Nahost: Die israelische Armee geht davon aus, dass militante Palästinenser im Gazastreifen einen Soldaten entführt haben

Die israelische Armee geht davon aus, dass militante Palästinenser im Gazastreifen einen Soldaten entführt haben

(Foto: AFP)

+++ US-Präsident fordert die Hamas auf, den verschleppten Leutnant freizulassen +++ USA machen die Hamas für das Scheitern der Waffenruhe verantwortlich +++ Waffenruhe hält nur ein paar Stunden - Israel und Hamas beschuldigen sich gegenseitig +++

  • Nach der gebrochenen Waffenruhe im Gazastreifen fordert US-Präsident Barack Obama die Hamas auf, den offenbar entführten israelischen Soldaten freizulassen.
  • Die USA geben der Hamas die Schuld am Scheitern der Waffenruhe.
  • Die israelische Armee beschuldigt militante Palästinenser, einen Soldaten verschleppt zu haben - und reagiert mit heftigem Beschuss.
  • Israel und die palästinensische Seite werfen sich gegenseitig vor, die Waffenruhe gebrochen zu haben.
  • Die Palästinenser melden zahlreiche Tote durch israelischen Beschuss.

Obama fordert Freilassung von israelischem Soldaten

US-Präsident Barack Obama hat der Hamas klar die Schuld für das Scheitern einer Waffenruhe im Gazastreifen zugewiesen: Die radikale Palästinenserbewegung müsse "begingungslos" und "so schnell wie möglich" den offenbar entführten israelischen Soldaten wieder freilassen, forderte Obama am Freitag bei einer Pressekonferenz in Weißen Haus. "Wenn es ihnen ernst damit ist, die Situation zu lösen, dann muss dieser Soldat ohne Bedingungen so rasch wie möglich freigelassen werden", sagte Obama am Freitag vor Journalisten.

Er räumte ein, dass es nun "sehr schwierig" geworden sei, eine neue Waffenruhe auszuhandeln, aber die USA würden es dennoch versuchen. "Wenn Hamas keine Kontrolle über all die palästinensischen Gruppen hat, dann ist es schwer für die Israelis, darauf zu vertrauen, dass eine Feuerpause hält", sagte er. Zugleich rief er zu einem besseren Schutz der Zivilisten im Gazastreifen auf. "Ich will, dass alles, was möglich ist, getan wird, damit palästinische Zivilisten nicht getötet werden", erklärte Obama.

Israelischer Soldat verschleppt

Die israelische Armee geht davon aus, dass militante Palästinenser im Gazastreifen einen Soldaten entführt haben. Es gebe erste Anzeichen dafür, dass der 23-jährige Leutnant Hadar Goldin während eines Einsatzes gegen Tunnel verschleppt worden sei, teilten die Streitkräfte mit. Das Militär suche nach dem Vermissten. Die Kassam-Brigaden, der bewaffnete Arm der Hamas, bestätigte die Gefangennahme des Soldaten, wie die palästinensische Nachrichtenagentur Maan meldete.

Die Attacke habe sich eineinhalb Stunden nach Inkrafttreten der humanitären Feuerpause ereignet, berichtet die Jerusalem Post. Die Angreifer seien aus einem Tunnel gekommen, ein Selbstmordattentäter habe sich in der Nähe der Soldaten in die Luft gesprengt. Daraufhin habe es ein heftiges Feuergefecht gegeben, infolgedessen der Soldat verschleppt wurde, berichtet die Zeitung und beruft sich auf Armee-Angaben. Die Hamas hingegen erklärte, der Vorfall habe sich ereignet, bevor die Waffenruhe in Kraft trat. "Dies kann keine Rechtfertigung Israels dafür sein, die Feuerpause zu brechen", sagte Hamas-Führer Moussa Abu Marzouk der Nachrichten-Agentur Anadolu.

Waffenruhe in Gaza hält nur wenige Stunden

Die für 72 Stunden vereinbarte Feuerpause hat am Freitag nicht einmal zwei Stunden gehalten. Sie war um sieben Uhr deutscher Zeit in Kraft getreten. Der israelische Rundfunk berichtete bereits am Vormittag von heftigen Gefechten zwischen israelischen Soldaten und militanten Palästinensern in Rafah im südlichen Gazastreifen. Israelische Artillerie feuere Granaten in das Gebiet. Auch die israelische Luftwaffe sei im Einsatz.

Israel warf Hamas-Kämpfern die Entführung eines Soldaten vor und flog schwere Luftangriffe. Die Hamas machte ihrerseits Israel für das Ende der Waffenruhe verantwortlich, nachdem in Rafah durch israelischen Artilleriebeschuss zahlreiche Menschen getötet worden waren. Die humanitäre Kampfpause hätte die Bergung der Toten, die Behandlung der Verletzten und die Reparatur der beschädigten Wasser- und Stromversorgung ermöglichen sollen.

Die Waffenruhe war von den Vereinten Nationen und den USA vermittelt worden. Sie hätte drei Tage dauern und zugleich hätten in Ägypten Verhandlungen über eine dauerhafte Waffenruhe beginnen sollen. Diese Gespräche wurden nun vorläufig abgesagt. Das geht aus übereinstimmenden Medienberichten hervor, angeblich weil die israelische Delegation ihre Teilnahme abgesagt hatte.

Palästinenser melden mehr als 50 Tote durch israelischen Beschuss

Mindestens 50 Menschen sind palästinensischen Gesundheitsbehörden zufolge am Freitag durch israelischen Granatenbeschuss nahe Rafah im südlichen Gazastreifen getötet worden. Damit erhöht sich die Zahl der palästinensischen Todesopfer seit Beginn der israelischen Militäroffensive am 8. Juli auf deutlich mehr als 1500, wie der Sprecher der Rettungskräfte, Aschraf al-Kudra, mitteilte.

Die Zahl der getöteten israelischen Soldaten stieg am Freitag auf 63, außerdem wurden in Israel bislang drei Zivilisten getötet.

Linktipps:

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: