Festnahmen in Deutschland:Fahndung nach zweitem Attentäter

Erfolgloser Einsatz: Bei einer Polizeiaktion in Aachen wurden sieben Verdächtige verhaftet und am Abend wieder freigelassen. Ein Hauptverdächtiger ist weiter auf der Flucht.

Von Tanjev Schultz

Nach den schweren Terroranschlägen von Paris fahndet die französische Polizei nun auch nach einem zweiten Verdächtigen, der direkt in die Gewaltwelle involviert gewesen sein soll. Die Person sei noch nicht identifiziert worden, berichtete die Nachrichtenagentur AP am Dienstag unter Berufung auf drei französische Insider. Demnach hat eine Analyse der Anschlagsserie ergeben, dass eine Person noch fehlt. Der andere Hauptverdächtige, der in Brüssel geborene Franzose Salah Abdeslam, ist immer noch flüchtig.

Wie am Dienstag bekannt wurde, hatte sich der 26-Jährige, dessen Bruder Ibrahim sich in Paris in die Luft gesprengt hatte und der zwei Wagen für die Anschläge angemietet haben soll, im September in Deutschland aufgehalten. Er sei am 9. September aus Deutschland kommend mit zwei Begleitern nach Österreich gereist, sagte ein Sprecher des Innenministeriums in Wien. Der Verdächtige sei über den Grenzübergang Suben bei Passau eingereist. Bei einer routinemäßigen Verkehrskontrolle in Aistersheim, etwa 50 Kilometer nach der Grenze, seien er und seine Begleiter überprüft worden. Dabei habe Abdeslam gesagt, er wolle in Österreich Urlaub machen. Zum damaligen Zeitpunkt habe es keinerlei Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund gegeben. Nähere Erkenntnisse über die anderen Autoinsassen lägen nicht vor, hieß es. Ein weiterer Bruder des möglichen Attentäters, Mohammed Abdeslam, meldete sich im belgischen Fernsehen zu Wort und forderte seinen Bruder auf, sich zu stellen. Mohammed Abdeslam sagte, sein Bruder sei fromm, habe aber keine Anzeichen dafür gezeigt, ein radikaler Islamist zu sein. Die Polizei in Paris entdeckte am Dienstag den zweiten Wagen, den Abdeslam angemietet haben soll, einen schwarzen Renault Clio. Er war im 18. Arrondissement auf einem Zebrastreifen geparkt.

Eine Polizeiaktion in Alsdorf nördlich von Aachen, nicht weit entfernt von der belgischen Grenze, hat nicht den erhofften Fahndungserfolg gebracht: Die Polizei nahm zwar sieben Verdächtige fest. Erste Vermutungen, unter ihnen könnte sich der gesuchte Attentäter von Paris, Salah Abdeslam, befinden, bewahrheiteten sich nicht: Der Ermittlern sei "kein dicker Fisch" ins Netz gegangen, teilte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) am Dienstagabend mit: "Leider ist es nicht der, auf den wir alle gehofft haben, der es sein könnte."

Die Sicherheitsbehörden in NRW hatten zuvor auf Hinweise aus der Bevölkerung reagiert und am Vormittag einen Wagen an einem Jobcenter in Alsdorf nördlich von Aachen gestoppt. Zwei Frauen und ein Mann wurden festgenommen. Es soll sich um ausländische Staatsbürger handeln. Später folgte in der Umgebung ein Zugriff auf vier weitere Männer. Einer der Männer sollte einem der gesuchten Attentäter von Paris ähneln, hieß es zunächst. Am Abend wurden die sieben Personen wieder freigelassen.

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