Festnahme von Terrorverdächtigem Abu Khattala:Libyen geißelt Souveränitätsverletzung durch US-Militär

Die USA freuen sich über die Festnahme des mutmaßlichen Drahtziehers des Bengasi-Anschlags - in Tripolis schäumt man. Die libysche Regierung meldet sich wütend zu Wort und stellt Forderungen an Washington.

Nachdem US-Spezialkräfte den mutmaßlichen Drahtzieher der Bengasi-Attacke, Ahmed Abu Khattala, festgenommen haben, hat Libyen gegen das Vorgehen der Vereinigten Staaten protestiert. "Die Regierung verurteilt diese bedauerliche Verletzung der libyschen Souveränität", erklärte das Außenministerium in Tripolis. Libyen sei von Washington nicht vorab über den Einsatz auf seinem Staatsgebiet informiert worden.

Eine US-Spezialeinheit hatte den Terrorverdächtigen Ahmed Abu Khattala am Sonntag in der Nähe der ostlibyschen Stadt Bengasi gefasst und außer Landes gebracht. Am Dienstag machte die US-Regierung die Kommandoaktion dann öffentlich.

Nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums war Khattala eine "Schlüsselfigur" des Angriffs auf das US-Konsulat in Bengasi am 11. September 2012. Bei der Attacke radikaler Islamisten waren der US-Botschafter Chris Stevens und drei US-Wachleute getötet worden. Khattala soll in den Vereinigten Staaten der Prozess gemacht werden, die US-Justiz hat ihn wegen Mord, Unterstützung des Terrorismus und illegalem Waffenbesitz angeklagt. Bei einer Verurteilung könnte ihm lebenslange Haft oder sogar die Todesstrafe drohen.

Khattala wird derzeit auf einem im Mittelmeer kreuzenden US-Kriegsschiff verhört. Medienberichten zufolge soll der Terrorverdächtige auch per Schiff in die USA gebracht werden. Dies verschaffe den Ermittlern "die maximale Zeit, ihn zu befragen", zitierte der Nachrichtensender CNN einen Regierungsvertreter.

Libyen verlangt Auslieferung von Khattala

Bei der Vernehmung auf hoher See hat Khattala weniger Rechte und muss ohne anwaltlichen Beistand auskommen. Ähnlich verfuhren die USA bereits im Fall des mutmaßlichen Al-Kaida-Planers Abu Anas al-Libi, den ein US-Spezialkommando vergangenen Oktober ebenfalls in Libyen fasste.

Der libysche Justizminister Salah al-Marghani verlangte von den USA die Auslieferung von Khattala. Der Terrorverdächtige werde in dem nordafrikanischen Land per Haftbefehl gesucht, erklärte al-Marghani. Die libysche Polizei habe Khattala wegen der gefährlichen Sicherheitslage in der Gegend von Bengasi aber nicht festnehmen können. Auch das Außenministerium in Tripolis ließ wissen, es sei "Libyens Recht, Ahmed Abu Khattala im Einklang mit seinen Gesetzen auf eigenem Boden den Prozess zu machen".

Das US-Verteidigungsministerium hatte am Dienstag nicht sagen wollen, ob Libyen vorab über die Kommandoaktion informiert worden sei. Pentagon-Sprecher John Kirby erklärte lediglich, es habe sich um einen "unilateralen" Einsatz ohne Beteiligung der libyschen Sicherheitskräfte gehandelt.

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