Fernbus:Die Zeit des billigen Reisens wird weitergehen

Von München nach Frankfurt für fünf Euro: Die Liberalisierung des Fernbus-Marktes war für Reisende ein Segen. Die Tickets werden auch in Zukunft günstig bleiben.

Kommentar von Karl-Heinz Büschemann

Irgendwann ging es nicht mehr, und die Post stieg aus; Schluss war mit dem Postbus. Die Zeiten hatten sich geändert, es gab zu viel Konkurrenz. Vor dreißig Jahren hatte die Deutsche Bundespost ihren letzten Bus ausgemustert. Der altertümlich klingende Name "Kraftpost" für den Personentransport sagte genug darüber aus, dass der Überlandverkehr im gelben Wagen von gestern war.

Jetzt steigt die Post wieder aus. Sie verkauft ihr Fernbusgeschäft, in das sie vor drei Jahren erst wieder eingestiegen war, an den Konkurrenten Flixbus. Dieser Anbieter hat es seit der Zulassung von Fernbussen durch die Bundesregierung Anfang 2013 geschafft, bei inländischen Städteverbindungen zum weit davongeeilten Marktführer zu werden. Seit der Liberalisierung hatte es in der Branche ein wildes Übernahmemonopoly gegeben.

Für Reisende ein Segen

Bei den Fernbussen ging es zu wie in den Anfängen der Freigabe des deutschen Telefonmarktes vor über 20 Jahren. Es gab brutale Preiskämpfe, weil viele in diesen Markt hineindrängten. Aber kaum ein Anbieter konnte Gewinne machen, jeder versuchte, den anderen zu schlucken. Es gab ein wildes Drunter und Drüber, das typisch ist für einen neuen Markt, das aber kein Dauerzustand ist.

Für die Reisenden wurde die Liberalisierung des Busverkehrs zum Segen. Heute gibt es Fahrten von München nach Frankfurt für fünf Euro oder von Köln nach Berlin für neun Euro. Das wird von jungen Leuten genutzt wie von Rentnern, Touristen oder von Geringverdienern, die sich ein Bahnticket nicht leisten können. Zudem bieten die Fernbusse sorglosen Internetzugang, den die Bahn noch immer nicht überall garantieren kann.

Die Liberalisierung hat das Reisen in Deutschland verändert. Etwa 20 Millionen Menschen fuhren 2014 im Fernbus, in diesem Jahr sollen es 22 Millionen werden. Das Berliner Forschungsinstitut Iges sagt, dass viele Millionen Menschen als Kunden gewonnen wurden, die ohne dieses günstige Angebot zu Hause geblieben wären. Die Liberalisierung hat das Reisen nicht nur verändert, sie hat den Markt erweitert.

Die Unternehmen werden endlich Preise verlangen, die Gewinne ermöglichen

Die zunehmende Konzentration unter den Busdiensten wird aber nicht zur Folge haben, dass die Zeiten des billigen Reisens zu Ende sein werden, nur weil Flixbus im Moment einen Marktanteil von etwa 80 Prozent hält. Das kann sich schnell wieder ändern. Neue Konkurrenten können ohne großen Aufwand in dieses Geschäft einsteigen und die Platzhirsche aufmischen. Viele Anbieter warten darauf, auch im Ausland. Zudem steht der Bus im Wettbewerb mit dem Flugzeug, vor allem aber mit der Bahn. Beide werden dem Konkurrenten Bus das Feld künftig nicht mehr so leicht überlassen wie in der Vergangenheit. Die Bahn hält neuerdings mit aggressiven Billigangeboten dagegen.

Die zunehmende Konzentration bei den Bussen mag zu Preissteigerungen führen. Aber sie werden sich so in Grenzen halten, dass der Bus attraktiv bleibt. Die Folge sollte sein, dass endlich Preise verlangt werden, die Gewinne ermöglichen. Andern falls kommt nie Ruhe in diesen Markt.

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