Ferien:Durch die Hölle ins Paradies

Kaum etwas stresst so wie die Autofahrt in die Ferien - erst recht mit Kindern. Dabei gibt es Abhilfe.

Von Peter Fahrenholz

Schon die erste Reisewelle über Pfingsten hat wieder zu den üblichen Meldungen und Bildern geführt, und wenn erst mal die Sommerferien beginnen, wird sich das noch steigern: lange Staus auf den Autobahnen, Schlangen an den Tankstellen entlang der Hauptstrecken in den Süden, überfüllte Raststätten. Nach wie vor fahren die Deutschen am liebsten mit dem Auto in Urlaub, 45 Prozent der Reisenden sind einer aktuellen Statistik zufolge mit ihrem Pkw unterwegs.

Die Urlaubsziele liegen aber meist nicht vor der Haustür, es müssen dafür stundenlange, monotone Autobahnfahrten in Kauf genommen werden. Weil für viele der Urlaub aber erst mit der Ankunft am Urlaubsort beginnt und nicht schon mit der Fahrt dorthin, ist der Ehrgeiz häufig darauf gerichtet, möglichst schnell anzukommen statt möglichst entspannt. Bei der Heimfahrt ist dieser Effekt oft noch ausgeprägter, viele scheinen dann von einem rätselhaften Stalltrieb befallen zu sein. Eine Umfrage des Deutschen Verkehrssicherheitsrates hat ernüchternde Ergebnisse erbracht. Danach hält sich nur ein Drittel der Befragten an die Empfehlung, spätestens alle zwei Stunden eine Pause zu machen. Mehr als 50 Prozent halten erst nach drei bis vier Stunden oder sogar noch später erstmals an.

Das kann fatale Folgen haben. Untersuchungen bei Mercedes haben ergeben, dass sich nach vier Stunden Fahrt ohne Pause die Reaktionszeit um 50 Prozent verlängert und sich das Unfallrisiko verdoppelt. Vor allem auf langen Autobahnstrecken lässt die Aufmerksamkeit rapide nach und die Müdigkeit nimmt stetig zu. Im schlimmsten Fall droht der berüchtigte Sekundenschlaf. Wer etwa bei Tempo 100 für nur drei Sekunden kurz einnickt, hat in dieser Zeit 83 Meter zurückgelegt, in denen er keinerlei Kontrolle über sein Auto hat.

Viele Fahrer versuchen, die Müdigkeit mit Tricks zu bekämpfen. Sie öffnen das Fenster, drehen die Musik lauter oder trinken eine Cola oder einen Kaffee - natürlich während sie weiterfahren. Doch das Gehirn lässt sich so nicht überlisten. Da hilft nur eine Erholungspause, Experten empfehlen gar einen Kurzschlaf von zehn bis 20 Minuten.

Die Autoindustrie bietet inzwischen ausgefeilte technische Lösungen an, um dem Sekundenschlaf zuvorzukommen. Aufmerksamkeits-Assistenten analysieren etwa die Lenkbewegungen, denn müde Fahrer machen oft kleine Lenkfehler. Dann schlägt das System akustisch und optisch Alarm, etwa indem eine Kaffeetasse im Display eine Pause empfiehlt. Und der Spurhalte-Assistent meldet sich, wenn der Wagen die Fahrspur verlässt.

Wer mit kleinen Kindern unterwegs ist, hat mit Pausen meist keine Probleme. Ausdauerndes Gequengel lässt sich am besten durch längere Zwischenstopps abstellen und der Ausruf "Ich muss Pipi" kann auch den sofortigen Halt auf dem Pannenstreifen bedeuten. Die Bespaßung des Nachwuchses während einer längeren Fahrt kann beim Fahrer zu ganz anderen Problemen führen als Müdigkeit. Wer zum x-ten Mal die gleiche Kinderlieder-CD anhören muss, würde am liebsten auch mal die Frage stellen: Sind wir bald da?

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