FDP-Vorsitz: Westerwelle-Nachfolger:Das Karussell ist eröffnet

Die FDP taumelt von Krise zu Krise und Parteichef Westerwelle ist in Not: Führende Liberale drängen ihn bereits zum Rückzug. Aber wer könnte Westerwelle beerben? Wir stellen potentielle Kandidaten vor - und Sie können abstimmen.

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Brüderle zu Auftritt auf der Expo 2010

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Die FDP dümpelt im Umfragetief bei vier Prozent, bei den anstehenden Landtagswahlen droht mitunter der Absturz in die außerparlamentarische Opposition. Als Hauptproblem haben viele Liberale den Bundesvorsitzenden und Außenminister Guido Westerwelle ausgemacht. Führende FDP-Politiker drängen den Vizekanzler zum Rückzug vom Amt des Parteichefs. Aber wer in der FDP könnte Westerwelle beerben? Wir stellen potentielle Kandidaten vor - Sie können abstimmen.

Rainer Brüderle, Wirtschaftsminister

Pro: Gehört zu den erfahrensten Politikern, die die Liberalen aufzubieten haben. Hat sich als Wirtschaftsminister vom Problembären zum Star unter den FDP-Ministern entwickelt. Vor allem, weil er in Sachen Opel jede Staatshilfe verweigerte - und am Ende recht behielt.

Contra: Brüderle ist keiner, der Aufbruch und Neuanfang verkörpert - weder durch sein Auftreten noch aufgrund seiner Karriere: Brüderle hat das System Möllemann genauso mitgetragen wie das System Westerwelle. Seine Altherrenwitze sind gefürchtet, einen Namen hat er sich vor seiner Berliner Ministerkarriere vor allem als Weinköniginnen küssender Weinkenner aus der Pfalz gemacht. Eine Partei des modernen Liberalismus bräuchte wohl ein anderes Aushängeschild.

Sabine Leutheusser Schnarrenberger

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Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Justizministerin

Pro: Seit ihrem Rücktritt als Justizministerin wegen des Großen Lauschangriffs 1996 gilt Leutheusser-Schnarrenberger als glaubwürdige und unbestechliche Anwältin der Bürgerrechte. Will die FDP das Stigma der Klientelpartei loswerden, sie müsste es mit ihr versuchen. In den vergangenen Monaten hat sie sich immer wieder auch mal gegen den Parteichef positioniert, was ihr die Westerwelle-Gegner sicher hoch anrechnen.

Contra: Leutheusser-Schnarrenberger vertritt in der FDP eine Minderheitengruppe. Ein Großteil ihrer Parteifreunde gehört zu den Wirtschaftsliberalen und notorischen Steuersenkern. Die Bürgerrechtler und die Steuersenker würden sich inhaltlich gegenseitig nicht schaden - dafür ist ihnen das jeweils andere Thema herzlich egal. Doch wenn es um Macht geht, dürfte die Schnarrenberger-Fraktion schnell ins Hintertreffen geraten.

Bundestag

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Philipp Rösler, Gesundheitsminister

Pro: Erst ist jung, agil, höflich aber bestimmt und er gilt als halbwegs integer. Zumindest hat er es als Gesundheitsminister fertiggebracht, die versammelte Ärzteschaft gegen sich aufzubringen. Als Liberaler ist das durchaus eine Leistung.

Contra: Leider hat er auch den Rest der Bevölkerung gegen sich aufgebracht, weil er mit seiner jüngsten Gesundheitsreform den Kassenbeitrag massiv erhöht hat. Da dürften Startschwierigkeiten im Amt des Bundesvorsitzenden programmiert sein.

FDP NRW - Daniel Bahr

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Daniel Bahr, Landesvorsitzender in Nordrhein-Westfalen

Pro: Der ehemalige Chef der Jungen Liberalen gilt in der FDP als einer der Hoffnungsträger seiner Generation. Er hat erst kürzlich den Vorsitz des mächtigen Landesverbandes Nordrhein-Westfalen übernommen. Im Bundestag hat er sich als Gesundheitspolitiker einen Namen gemacht. Er ist keiner der 150-prozentigen FDP-Anhänger, die Westerwelle umgeben, was einen angenehmen Umgang garantiert.

Contra: Als Parteistratege ist Bahr bisher kaum aufgefallen. Im Amt des NRW-Landeschefs hat er bisher wenig Akzente setzen können. Manche sagen, er habe nicht die nötige Statur, um das Amt des Bundesvorsitzenden zu übernehmen.

FDP-Generalsekretaer haelt Koalition mit der SPD fuer moeglich

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Christian Lindner, FDP-Generalsekretär

Pro: Lindner hat auf Parteitagen bisher glänzende Auftritte hingelegt. Gelobt werden sein strategisches Geschick und die Bandbreite seiner Fähigkeiten, die er schon als Generalsekretär der NRW-FDP unter Beweis gestellt hat. Vor allem aber: Er wirkt sympathisch und als Vertreter einer sozialliberalen Ordnung ist er besser vor Klientel-Anwürfen gefeit. Mit beidem ist er Westerwelle um Längen voraus.

Contra: Für Linder kommt eine Ablösung Westerwelles 2011 zu früh. Im Januar wir er 32 Jahre alt. Bevor er als überzeugender Bundesvorsitzender der FDP auftreten kann, muss er sich noch entwickeln. Ihm fehlt auch eine Machtbasis in der Partei. Außer den Job des Generalsekretärs hat Linder keine Parteiämter. Zudem steht er bisher loyal zu Westerwelle. Wenn er Parteichef werden wollte, er müsste - wie es einst Generalsekretär Westerwelle mit Parteichef Wolfgang Gerhardt gemacht hat - so langsam seinen Machtanspruch kundtun.

Kubicki-Parteikritik stößt auf Kritik

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Wolfgang Kubicki, FDP-Fraktionschef in Schleswig-Holstein

Pro: Wer die Parteispitze so in den Boden kritisiert wie Wolfgang Kubicki, der muss seinen Hut in den Ring werfen, um glaubwürdig zu bleiben.

Contra: Auch wenn seine Analyse durchaus zutrifft: Kubicki gilt als unberechenbarer Quartalsirrer in der Partei. Er hat auch bis heute nicht verwunden, dass sein bei einem Fallschirmsprung ums Leben gekommener Freund Jürgen W. Möllemann einst von Westerwelle in die Wüste geschickt wurde. Dabei hatte Westerwelle genauso selbstbetrunken bei dessen Projekt 18 mitgemacht, wie die restliche Parteispitze.

Wolfgang Gerhardt

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Wolfgang Gerhardt, Chef der Friedrich-Naumann-Stiftung

Pro: Viele in der FDP sehnen sich nach acht Jahren Westerwelle an der Parteispitze an die Zeit von Wolfgang Gerhardt zurück. Er könnte den Liberalen zurückgeben, was sie unter Westerwelle verloren haben: Integrität, Seriosität und Vertrauen. Er wäre überdies ein guter Übergangskandidat, der erst mal den Laden beruhigt, damit sich in Ruhe ein Nachfolger aufbauen kann.

Contra: Wahlerfolge sind mit Gerhardt nicht zu erwarten. Er hat es in seiner Zeit als Parteichef nicht hinbekommen, die Partei auf den Erfolgskurs zu führen, auf den Westerwelle die FDP bis 2009 gebracht hat.

Bundestag

Quelle: dapd

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FDP-Vorsitz: Westerwelle-Nachfolger:Birgit Homburger

Birgit Homburger, Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion

Pro: Homburger gilt als machtbewusst und strategisch. Sie weiß sich durchzusetzen und würde die Partei schnell auf ihren Kurs bringen können.

Contra: Die Fraktionschefin und Landesvorsitzende in Baden-Württemberg ist für viele FDP-Freunde Teil des Problems. Sie ist weder Sympathieträgerin noch hat sie es geschafft, sich in das öffentliche Bewusstsein zu bringen. Wolfgang Kubicki formulierte treffend, dass offenbar niemand das Bedürfnis habe, das, was Homburger sagt, auch noch zu transportieren.

© sueddeutsche.de/Thorsten Denkler/hai
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