FDP-Vize Andreas Pinkwart:Der Rückzug des vorletzten Liberalen

Der Rückzug von FDP-Vize Pinkwart aus der Politik mag öffentlich wenig Aufsehen erregen - seine Partei trifft er trotzdem hart. Es steht nicht gut um die Liberalen.

Heribert Prantl

Wer ist Pinkwart? Pinkwart ist ein Mann, wie es in der FDP nicht mehr viele gibt. Ein echter Liberaler, ein Herr mit Bildung, berechenbar, klug und umgänglich. Pinkwart ist einer, der eine Eigenschaft verkörpert, welche die FDP heute so dringend braucht: Solidität. Nun zieht er sich aus der Politik zurück. Das ist, in ohnehin schwieriger Lage der FDP, ein schwerer Verlust für die Partei. Es rächt sich nun, dass die FDP-Fraktion in Düsseldorf Pinkwart nicht zum Fraktionschef gewählt hat, dass sie stattdessen den ebenso seltsamen wie gerissenen Gerhard Papke gekürt hat.

Der nordrhein-westfälische FDP-Vorsitzende und FDP-Bundesvize Andreas Pinkwart zieht sich aus beruflichen Gründen von seinen politischen Ämtern zurück - ein schwerer Verlust für die Partei. (Foto: dpa)

Andreas Pinkwart, Professor für Volks- und Betriebswirtschaft: Der Mann mag außerhalb von Nordrhein-Westfalen, wo er unter Ministerpräsident Jürgen Rüttgers stellvertretender Regierungschef und Wissenschaftsminister war, nicht sehr bekannt gewesen sein - für die FDP war Pinkwart sehr wichtig, als Landesvorsitzender und Vizechef der Bundespartei sowie als innerparteiliches Gegengewicht zu Guido Westerwelle. Pinkwart ist kein feuriger Redner, er hat aber den FDP-Landesverband als Nachfolger von Jürgen Möllemann wieder vorzeigbar gemacht Und er hat dann das amorphe Gebilde FDP an Rhein und Ruhr leidlich gut zusammengehalten. Wäre es nach ihm gegangen, wäre eine rot-gelb-grüne Koalition in NRW möglich gewesen.

Der Rückzug des fünfzigjährigen Liberalen Pinkwart aus der Politik mag öffentlich weniger auffallen als der Rückzug der Christdemokraten Roland Koch und Ole von Beust. Die FDP trifft er hart. Eine schiffbrüchige Partei ist auf verlässliche Ruderer angewiesen; die FDP verliert nun einen ihrer besten. Es steht nicht gut um die FDP.

© SZ vom 22.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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