Wenn sich die FDP an diesem Wochenende auf ihrem Parteitag in Berlin trifft, wird es vor allem um zwei Fragen gehen: Kommt mit den Neuwahlen endlich Ruhe rein in die Parteiführung? Und: Können die vielen Verletzten, die es seit langem gibt, alsbald besser mit ihren Wunden und miteinander leben. Die erste Frage kann man mit einem leisen Ja beantworten. Das Interesse, endlich Frieden zu schaffen, ist in der Partei sehr weit verbreitet. Das war schon zu beobachten, als Fraktionschef Rainer Brüderle Ende Januar ins Zentrum einer Sexismus-Debatte geriet und sich die Partei allumfassend hinter ihn stellte. Obwohl mancher eine entschuldigende Geste für gut gehalten hätte, akzeptierten alle, dass Brüderle schwieg. Und obwohl es öffentlich manche herbe Kritik gab, genossen die meisten das Gefühl, endlich mal wirklich zusammenzuhalten. Der äußere Feind schweißte alle zusammen.
Deshalb dürften die wichtigsten Personen, also Parteichef Philipp Rösler, sein künftig erster Stellvertreter Christian Lindner und Wahlkampf-Spitzenmann Rainer Brüderle viel Zustimmung ernten. Rösler und Lindner bei den Wahlen an diesem Samstag, Brüderle bei der Beifall-Akklamation nach seiner Rede am Sonntag. Neben den dreien gibt es zudem einige, die sich ihrer Wahl sicher sein können. Dazu zählen Generalsekretär Patrick Döring, die zweite Vizevorsitzende Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Schatzmeister Otto Fricke und dazu der Hesse Jörg-Uwe Hahn, der seinen Platz als Beisitzer sicher haben dürfte, weil er im Herbst eine Landtagswahl bestehen muss. Vielleicht wird Döring mit einem schlechteren Ergebnis abgestraft, weil mancher zwar nicht Rösler, wohl aber die Parteiführung für die schlechten Umfragewerte abstrafen möchte. Um sein Amt zittern muss er aber nicht.
Neben den gesicherten Kandidaten wird es nach jetzigem Stand um einige Posten allerdings heftige Duelle geben. Und dabei geht es auch um die Frage, wie der Osten künftig in der FDP-Spitze vertreten sein wird. Im Mittelpunkt steht der Sachse Holger Zastrow. Er ist bislang einer von drei Parteivizes, könnte aber im Duell mit der baden-württembergischen Landeschefin Birgit Homburger unterliegen. Da Zastrow nur für diesen Posten kandidieren möchte, drohen schwere Verwundungen. Und diese könnten sich vermengen mit den Wunden, die fast alle in der FDP-Führung mit sich herumtragen. Ob die FDP also dauerhaft Frieden findet, ist offen.