FDP-Parteitag:Kubicki schimpft über "großmäuliges Auftreten"

Kubicki of the FDP party addresses delegates of the party at their convention in Rostock

Findet, die FDP habe ein "jämmerliche Bild" abgegeben: Wolfgang Kubicki

(Foto: REUTERS)

Wolfgang Kubicki geht vor dem Bundesparteitag mit seiner Partei hart ins Gericht. Trotzdem glaubt er an eine Wiederauferstehung der Liberalen. Die SPD zweifelt derweil laut daran, dass sich die FDP schnell von der Wahlschlappe erholt und buhlt offen um deren Mitglieder.

FDP-Spitzenpolitiker Wolfgang Kubicki ist bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen, wenn es um Kritik an seiner eigenen Partei geht. Vor dem Bundesparteitag an diesem Wochenende kritisiert der schleswig-holsteinische Fraktionschef das Verhalten seiner Partei noch einmal aufs Schärfste: "Dieses großmäulige Auftreten, die nicht gehaltenen Versprechen und zum Schluss das jämmerliche Bild, mit mangelnder Souveränität in den Wahlkampf zu gehen, das hat die FDP vielen Menschen verleidet, und das Ergebnis haben wir dann am Wahltag bekommen", sagte Kubicki der Rheinischen Post.

Vor der Bundestagswahl im September habe es "eine Mitleid heischende Wahlkampfführung" gegeben, sagte Kubicki, der beim Parteitag für den Posten eines Vizeparteichefs kandidieren will.

SPD buhlt um enttäuschte FDP-Mitglieder

Gleichzeitig zeigte sich Kubicki kämpferisch: "Wir dürfen uns nie wieder klein machen", warnte er. Im Norddeutschen Rundfunk sagte der FDP-Politiker, er sei sich "sicher, dass sehr schnell eine Vielzahl von Wählerinnen und Wählern" zur FDP zurückkehre. Viele hätten "nichts gegen liberale Grundstimmung", sondern "gegen unser Auftreten".

Derweil buhlt auch die SPD um die liberalen Wähler. Die liberale Idee sei "zu wichtig, um sie mit der FDP untergehen zu lassen", sagte SPD-Parteichef Sigmar Gabriel der Braunschweiger Zeitung.

Sein Vize Olaf Scholz geht sogar noch einen Schritt weiter und lädt auch ehemalige FDP-Mitglieder ein, zur SPD zu wechseln. "Die SPD kann eine neue Heimat für viele Liberale werden, die von der FDP enttäuscht sind", sagte er der Welt am Sonntag. "Wer mit seinen liberalen Vorstellungen auch eine Vorstellung von sozialer Gerechtigkeit verbindet, ist bei der SPD gut aufgehoben."

Der Hamburger Regierungschef zweifelt offensichtlich daran, dass sich die FDP von der Niederlage bei der Bundestagswahl erholt. "Es wäre ein großer Zufall, wenn die FDP in vier Jahren in den Bundestag zurückkehren würde", sagte er. Daher solle die SPD "das sozialliberale Erbe antreten".

"Christian Lindner und ich sind jetzt die Trümmerfrauen der FDP"

Die FDP kommt an diesem Samstag in Berlin zusammen, um eine neue Führung zu bestimmen. Nach dem verfehlten Einzug in den Bundestag wird mit heftigen Auseinandersetzungen gerechnet. Unmittelbar vor dem Treffen warf der scheidende Generalsekretär Patrick Döring seiner Partei rassistische Tendenzen im Umgang mit dem Noch-Vorsitzenden Philipp Rösler vor.

Favorit für die Nachfolge von Rösler als Parteichef ist der 34-jährige Christian Lindner, dem Kubicki schon vor Jahren eine große Zukunft an der Spitze der Partei prophezeit hat, freilich damals noch unter anderen Vorzeichen. Dass nach dem Wahldebakel große Aufgaben auf die neue FDP-Führung zukommen, darüber ist sich Kubicki im Klaren - und zieht gleich einen historischen Vergleich. "Christian Lindner und ich sind jetzt sozusagen die Trümmerfrauen der FDP", sagte er im Interview mit der Wiener Zeitung Der Standard.

Die Wahl des neuen Vorsitzenden ist am Nachmittag geplant.

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