FDP: Netzwerke:Die Geschäfte des Michael Mronz

Westerwelle-Freund Mronz macht als Veranstalter Karriere. Doch eine Sause für zwei schwarz-gelbe Landesregierungen geriet zum Fiasko.

Thorsten Denkler

Es hätte so ein schöner Tag werden können. Erst tüchtig regieren, auf dem Zollverein in der europäischen Kulturhauptstadt Essen, und danach groß feiern auf dem Gelände des Flughafens Düsseldorf mit Top-Unternehmen aus den jeweiligen Bundesländern.

So hatten sie den 9. März geplant, die beiden schwarz-gelben Landesregierungen von Bayern und Nordrhein-Westfalen, die Entscheider aus Union und FDP. Allein: Zur gemeinsamen Kabinettssitzung - Schwerpunkt: Bildung - in der einstigen Kohlenzeche kam es, doch die Party fiel kurzfristig aus.

Zu viel Affären-Getöse um womöglich gekaufte Politiker hatte die Feierlaune verdorben. Mit "Rüttgers' Club" wollte keiner etwas zu tun haben.

Dabei zeigen Unterlagen, die sueddeutsche.de vorliegen, dass hier die ganz große Sause steigen sollte - an der Nahtstelle zwischen Politik, Wirtschaft und Entertainment. "Zwei Länder, ein Spitzenteam", heißt es vielsagend in einer Präsentation. Sie wurde um den Jahreswechsel herum möglichen Sponsoren als Köder vorgelegt. Das Geld von Firmen wurde, nicht zu knapp, für die Superparty gebraucht.

Der bayrisch-nordrhein-westfälische Länderdialog 2010 sollte schließlich ein "Treffen der Superlative" werden. Das Versprechen lautete: Es kommen die "Größen aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport". Hier würden "persönliche Kontakte geknüpft und gepflegt", heißt es im Text der Präsentation. Die Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers und Horst Seehofer hatten die Schirmherrschaft übernommen - und den Sponsoren musste klarwerden: Ja, die beiden werden kommen. Es lohnt sich.

Hinter dem "Länderdialog", der geplanten Fete des bevölkerungsreichsten und des flächengrößten Landes der Republik, stecken zwei Männer, deren Job es eigentlich ist, im Hintergrund zu bleiben.

Einer von ihnen aber hat inzwischen mehr Presse denn je: Es ist Michael Mronz, Geschäftsführer und Inhaber der MMP Veranstaltungs- und Vermarktungs GmbH in Köln (MMP). Der Öffentlichkeit ist er eher bekannt als Lebenspartner des FDP-Chefs und Außenministers Guido Westerwelle. Mronz ist ins Gerede gekommen, weil Westerwelle ihn auf seine jüngste Lateinamerikareise mitgenommen hat.

Einen Namen hat sich der Politiker-Gefährte als Vermarkter und Veranstaltungsmanager von internationalen Sport-Events gemacht. 1992 gründet er seine Firma MMP, die mit Tennisturnieren begann. Sein Bruder Alexander war einst Jahre Tennisprofi. Schnell löste sich die MMP aus der Tennis-Nische. 2006 wurde Michael Mronz Chef-Organisator der Aachener Reit-WM. Und der Aufsteiger darf für Pro-Sieben-Star Stefan Raab die Wok-WM oder die Stock Car Crash Challenge vermarkten.

Im vergangenen Jahr dann die Krönung seiner bisherigen Laufbahn: Mronz war verantwortlich für die Vermarktung der Leichathletik-WM in Berlin. Ein Weltereignis.

Auf der Lateinamerikareise besuchten Mronz und Westerwelle auch Brasilien. Das Pikante: In Brasilien stehen zwei sportliche Großereignisse von Weltrang auf der Agenda. Die Fußball-WM 2014 und Olympia 2016. Genau die Liga, in der Mronz gerne spielen möchte.

Doch Mronz will offenbar mehr als nur Sport - er will auch am Event-Rad von Politik und Wirtschaft drehen. Der Umstand, mit dem FDP-Parteichef und Außenminister liiert zu sein, eröffnet womöglich ganz neue Möglichkeiten. Die NRW-Bayern-Party in Düsseldorf am gemeinsamen Kabinettstag hätte den Sprung nach vorn bringen können. Menschen, die ihn lange kennen, sagen, Michael Mronz will der neue Manfred Schmidt Deutschlands werden.

Manfred wer? Manfred Schmidt ist die bisher unumstrittene Nummer eins im deutschen Eventmanagement, ein Strippenzieher in den Salons der Elite. Egal ob Sport, Politik, Wirtschaft oder Kultur: Er kennt sie alle, alle kennen ihn. Mehr als 20.000 Kontakte soll er in seiner Datenbank haben. Wer die private Handynummer eines x-beliebigen A-Prominenten in Deutschland sucht - Manfred Schmidt hat sie.

Der Mann ist eine Macht, aber nicht leicht zu fassen. Seine Firma Manfred Schmidt Media S.L. residierte einst in Köln, heute sitzt sie in Barcelona. Eine Zweigstelle soll er in der Schweiz eingerichtet haben. In Köln lässt er lediglich eine freie PR-Beraterin Anfragen beantworten. Die Telefonnummer seines "Organisation Office Germany" wiederum hat die Vorwahl der Stadt Ibbenbüren im Münsterland.

Seine Tätigkeit beschrieb er einmal als "Sozialarbeit auf einem anderen Level". Der Mann hat nach dem Hauptschulabschluss als Sozialarbeiter, Journalist und Bandmanager gearbeitet. Schmidt sei "Deutschlands Party-Macher Nummer eins", er kenne "eben wie kein Zweiter das Rezept für eine gute Festivität", lobt der Kölner Express in einem Artikel, den die FDP Köln stolz auf ihrer Homepage zeigt.

Manfred Schmidt ist die zweite der beiden Persönlichkeiten, deren Job es eigentlich ist, im Hintergrund zu bleiben. Der Länderdialog zwischen Nordrhein-Westfalen und Bayern sollte - so sieht es aus - das erste gemeinsame Projekt des Gespanns Schmidt/Mronz sein.

Wenige Wochen danach wollen Manfred Schmidt und Michael Mronz davon offenbar nichts mehr wissen. Auf Nachfrage von sueddeutsche.de lässt Schmidt schriftlich mitteilen: "Alleiniger Gastgeber und Veranstalter der Reihe 'Länderdialog' ist die Manfred Schmidt Media S.L.". Und Michael Mronz lässt über einen Sprecher - ebenfalls schriftlich - erklären: "Nein, MMP war nicht Gastgeber des 'Länderdialoges Bayern Nordrhein-Westfalen'."

Die Präsentation für potentielle Sponsoren freilich legt Gegenteiliges nahe. Dort ist auf der Seite "Fakten" unter dem Stichwort "Gastgeber" dieser Eintrag zu lesen: Manfred Schmidt Media S.L. und Michael Mronz Promotion.

Die Präsentation ziert sogar ein gemeinsames Logo, das die Initialen von Michael Mronz und Manfred Schmidt (MMMS) stilisiert. Und es taucht der Firmenname "MMMS Business Events" auf, der sich in keinem Handelsregister wiederfinden lässt.

Wo sich Mronz und Schmidt erstmals begegnet sind, wie sie Geschäftspartner geworden sind, ist nicht im Detail bekannt. Schmidt und Mronz wollen sich dazu auf Nachfrage nicht äußern. Party-Mogul Schmidt verweist stoisch darauf, alleine er sei Gastgeber des Länderdialoges. Mronz lässt ausrichten, "alle weiteren Fragen erübrigen sich dadurch", dass er nicht Gastgeber sei.

Für einen wie Schmidt hat Michael Mronz immer mehr an gesellschaftlichem Wert gewonnen. Der FDP-Chef Westerwelle nimmt seinen Freund im Dezember 2004, ein Jahr nachdem sie sich kennengelernt haben, auf die Feier zum 50. Geburtstag von Angela Merkel mit - damit ist der exzellente Sportvermarkter in die politische Beletage aufgestiegen.

Mronz - der Mann an der Seite von Guido Westerwelle, dem Oberliberalen.

Manfred Schmidt wiederum ist ein Menschensammler. Der Kölner bringt Leute auf seinen eigenen legendären, äußerst exklusiven Treffen zusammen. Wie am 7. November 2009, zwei Tage vor den Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag des Mauerfalls.

Da feiert eine illustre Runde ganz oben in der "Residenz", Pariser Platz 4a, einem luxuriösen Penthouse - und die wohl mit Abstand exklusivste Location, die in Berlin zu finden ist. Manfred Schmidt unterhält dieses Quartier für besondere Gelegenheiten der Begegnung. Hier haben schon Franz Beckenbauer und Boris Becker auf Großgastgeber Schmidt angestoßen.

Das Penthouse bietet Platz für bis zu 70 Personen. Die Gäste können am offenen Sandsteinkamin relaxen, auf edlem Buchenparkett wandeln oder einfach nur von der großzügigen Dachterrasse aus den sagenhaften Blick auf das Brandenburger Tor genießen.

Die Gästeliste am Abend des 7. November ist kurz. ZDF-Talklady Maybrit Illner ist mit ihrem Lebensgefährten dabei, dem Telekom-Chef René Obermann. United-Internet-Chef Ralph Dommermuth gibt sich die Ehre, Botschafter und Exzellenzen sind präsent. Stargast des Abends aber ist der frisch vereidigte Außenminister Westerwelle, begleitet von Lebenspartner Michael Mronz.

Politik ist ein gefährliches Geschäft

Alleiniger Gastgeber des Abends ist Manfred Schmidt jedoch nicht. Im Briefkopf der Einladung, die sueddeutsche.de vorliegt, steht rechts neben dem in Großschrift gehaltenen Namen von Manfred Schmidt in gleicher Größe der Name des ehemaligen Außenministers und Ehrenvorsitzenden der FDP, Hans-Dietrich Genscher. Beide verbindet eine lange Freundschaft. Genscher und Schmidt bitten in der Einladung "vor den offiziellen Gedenkveranstaltungen des Mauerfalls" herzlich zu einem "ungezwungenen Abend", in einem "kleinen, auserwählten Kreise".

Manfred Schmidt fährt auf keinem Parteiticket. Er hält Kontakte in alle Parteien. Zu seinen Gästen gehören SPD-Größen wie Peer Steinbrück oder der Grünen-Chef Cem Özdemir. Auch der Linke Gregor Gysi wurde schon auf seinen Feten gesichtet. Die enge Verbindung zu Genscher aber gilt als Nukleus seiner ausgezeichneten Kontakte in die FDP hinein.

Wenn Genscher zu Westerwelle sagt, dem Schmidt könne er vertrauen, dann vertraut Westerwelle dem Schmidt, sagt einer, der sich mit dem Innenleben der FDP gut auskennt. Und dann vertraut eben auch der Mronz dem Schmidt.

Dass die Geschäfte von Manfred Schmidt nicht mehr so gut laufen können wie einst, ergibt sich aus der Wirtschaftskrise. Früher haben ihm die Dax-Konzerne das Geld hinterhergeworfen, damit er in ihrem Namen "Medien-Treffs" organisiert. Die Hitze des Finanzchaos aber hat die Budgets für solche Netzwerk-Treffen schmelzen lassen.

Ergo: Schmidt muss die Kosten auf mehr Schultern verteilen. Er muss neue Geschäftsfelder suchen. Er braucht Sponsoren im großen Stil, wenn die Einnahmen stimmen sollen. Und er benötigt einen Partner, der sich auskennt im Geschäft und die nötigen Kontakte hat, auch und vor allem in die Politik.

Er braucht einen wie Michael Mronz.

Den erfolgreichen Sportvermarkter scheint es geradezu zu drängen, seinen Marktwert als Partner von Westerwelle auszutesten. Mronz ist durch diese Liaison in die Liga der Prominenten aufgestiegen. Welche Türen würden sich jetzt öffnen, die vielleicht verschlossen war? Welche Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft könnten plötzlich mit ihm zusammenarbeiten?

Insider sagen, Mronz habe sich auf einen Handschlag-Deal mit Schmidt eingelassen. Schmidt neigt nicht dazu, solche Übereinkommen schriftlich abzusichern, ist zu hören. Offiziell dementieren beide. Aber es gibt nun mal die gemeinsame Sponsoren-Akquisition zum politischen Treff in Düsseldorf.

Viele aus dem Marketing- und Eventmanagement-Umfeld wundern sich, dass Mronz diese neue Richtung einschlägt. Sie sehen Gefahren für das Kerngeschäft von "Micky", wie ihn Freunde nennen. Politik ist ein gefährliches Geschäft.

Die nötige öffentliche Zurückhaltung jedenfalls legt Mronz nicht gerade an den Tag. Als erste Kritik daran aufkeimt, dass der Spezialist für Sportevents Westerwelle ins WM- und Olympialand Brasilien begleitet, stellen sich die beiden Reisenden erst recht gemeinsam den Kameras. Und als es für Mronz kurz zuvor galt, die Eröffnung eines Luxushotels in Bonn zu managen, da sprach wie zufällig auch Guido Westerwelle ein Grußwort.

Objektiv gibt es die Chance, dass Mronz dank seiner Verbindungen zusammen mit Altmeister Schmidt in die erste Liga des Veranstaltungswesens aufsteigt. Doch da ist jetzt die missratene Sache mit dem "Länderdialog 2010" zwischen NRW und Bayern am 9. März, nach der gemeinsamen Kabinettssitzung der Landesregierungen.

Vorbild war der im Dezember 2009 zum dritten Mal veranstaltete "Nord-Süd-Dialog" zwischen Niedersachsen und Baden-Württemberg, die wie NRW und Bayern schwarz-gelb regiert werden. Diese Reihe hatte Schmidt noch im Alleingang organisiert.

Peinliche Absage

Anfang 2009 begannen die Vorbereitungen für den Düsseldorfer "Länderdialog". Mronz und Schmidt arbeiteten auf eigene Rechnung, ist aus dem Umfeld der Firmen zu hören. Danach sollten am Ende Kosten und Gewinne fifty-fifty geteilt werden. Die beiden bestreiten das.

Die Aufgabe von Mronz war es wohl, die Länderchefs Seehofer und Rüttgers dazu zu bringen, als Schirmherren der Veranstaltung aufzutreten - gekoppelt an die Zusage, auch zu erscheinen. Nur wenn eine solche A-Besetzung garantiert ist, rücken Sponsoren Geld raus.

Die Staatskanzleien reagierten zunächst reserviert - doch Mronz schaffte es. Die Zusagen waren eingeholt, Anfang des Jahres wurden Sponsoren akquiriert.

Die dafür entworfene Präsentation umfasst auch "Impressionen vergangener Events" - Bilder also, auf denen der selbsternannte Arbeiterführer Rüttgers dem Pop-Rocker Peter Maffay (Du) die Hand schüttelt oder CSU-Shooting-Star Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Förderer Seehofer anlacht. Auf einen Bild ist auch Guido Westerwelle zu sehen - in Begleitung von FDP-Jungstar Philipp Rösler und dessen Frau Wiebke.

Die Geschichte endet mit einer peinlichen Absage

Solche Bildergalerien können bei Sponsoren den Eindruck erwecken: Wenn ihr Geld gebt, werdet ihr diese Persönlichkeiten alle treffen können.

Doch dann wird Mitte Februar ruchbar, dass die nordrhein-westfälische CDU für den Landesparteitag am 20. März möglichen Geldgebern rosige Versprechungen gemacht hat: Für 20.000 Euro sollte Ministerpräsident Rüttgers an ihrem Stand erscheinen. Generalsekretär Hendrik Wüst musste gehen.

Hätte da am 9. März eine NRW-Bayern-Party mit Sponsoren stattfinden können, angefeuert von Manfred Schmidt und FDP-Freund Mronz?

Diese Geschichte endet also mit einer peinlichen Absage. Angeblich weil Horst Seehofer und sein Gefolge nach dem Tag im Essener Zollverein lieber schnell nach Hause wollten, zurück ins schöne München. So zumindest erklären es die Landesregierungen von Bayern und Nordrhein-Westfalen.

Der Veranstalter hingegen lässt mitteilen, das Ziel, "eine erfolgreiche und dem Anspruch der Partner und Gäste entsprechende Kommunikationsplattform" zu schaffen, scheine "vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um die Sponsoringaffäre" zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich.

Bild mit Stich

Der "Länderdialog" war für die Sponsoren ohne die Ministerpräsidenten wertlos geworden. Über 700 geladene Gäste mussten ausgeladen werden. Ein Fiasko.

Die Sache sei abgesagt, heißt es in den Staatskanzleien. Lediglich verschoben, darauf beharrt Organisator Manfred Schmidt.

Und Michael Mronz? Der hat offenbar inzwischen zumindest verstanden, besser auf Fotos mit Westerwelle zu verzichten, wenn es um die Selbstdarstellung seiner Agentur geht.

Am vergangenen Freitag noch schmückte ein Bild des Außenministers - zu sehen neben Ex-Tennis-Star Michael Stich - den Internet-Auftritt von MMPromotion, der Mronz-Firma. Das Bild gibt es dort nicht mehr.

Und vielleicht ist damit ja auch die Idee begraben, Manfred Schmidt als Deutschlands wichtigsten Eventmanager zu beerben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: