FDP nach Rösler-Rücktritt:Mit Christian Lindner in die liberale Zukunft

Christian Lindner FDP

Christian Lindner spricht am Tag nach dem Wahldebakel seiner Partei mit den Medien. Der Chef der FDP in Nordrhein-Westfalen, gilt als Favorit für den Parteivorsitz. Auf ihn wartet eine schwere Aufgabe.

(Foto: Getty Images)

Rösler geht, Lindner kommt: Die Liberalen sortieren sich nach der Wahlpleite neu. Auf den bisherigen Parteichef Rösler folgt wohl der junge Christian Lindner aus Nordrhein-Westfalen. Der 34-Jährige wird sich nun daran machen, die FDP aus der Krise zu führen. Der frühere Generalsekretär ist auch für sozialliberale Ideen bekannt.

Von Thorsten Denkler, Berlin

Die Niederlage der FDP ist vollständig und umfassend. Die Liberalen haben nicht nur ein paar Prozentpunkte verloren. Die Wähler haben sie gefeuert. Komplett entmachtet. Rainer Brüderle hat schon die Verantwortung als "Spitzenmann" des Wahlkampfes übernommen. Was soll er auch machen. Er hat ohnehin kein Amt mehr. Fraktionsvorsitzender ist er jetzt nur noch a. D. Wo keine Fraktion, da kein Vorsitzender.

Am späten Montagvormittag wirft auch Parteichef Philipp Rösler hin. Das gesamte Parteipräsidium bietet seinen Rücktritt an. Rösler, Döring und Brüderle haben zum Schluss noch auf die Mitleidsmasche gesetzt. Ihr Argument: FDP wählen, damit Merkel Kanzlerin bleibt. Das war den verbliebenen Liberalen im Land dann doch zu viel der Selbstdemütigung.

Die Partei muss sich personell von Grund auf erneuern. Christian Lindner, der nun für den Parteivorsitz kandidieren will, gilt vielen als der einzig mögliche Kandidat für diese Aufgabe.

Bundestagswahl 2013

Lindner ist Fraktionschef im Landtag von Nordrhein-Westfalen. Er war einst Generalsekretär der Bundes-FDP, bevor er sich mit Rösler überwarf. Um dann in NRW einen glänzenden Wahlsieg für die FDP einzufahren.

Nun ist er der neue Hoffnungsträger der FDP. Die Partei ist jetzt derart am Boden, dass er sie nach eigenen und womöglich sozialliberalen Ideen wieder aufbauen könnte.

Dieses Mal traut er sich, die Führungsverantwortung zu übernehmen. Als Guido Westerwelle 2011 gestürzt wurde, da hätte er den Parteivorsitz haben können. Damals aber wollte er sich nicht die Finger verbrennen und hat zusammen mit dem damals frisch gebackenen Landeschef der NRW-FDP, Daniel Bahr, Gesundheitsminister Philipp Rösler vorgeschickt. Eine Fehlentscheidung, wie jetzt deutlich wurde.

Manche Liberale hoffen, dass eines von zwei Problemen sich mit Lindner lösen ließe. Wolfgang Kubicki, das liberale Nordlicht aus Schleswig-Holstein, hat das so umschrieben: Die Partei habe entweder das falsche Programm oder das falsche Personal. Er vermute: beides.

Schon vor einer Sitzung des Parteipräsidiums hatte sich Kubicki für den 34-Jährigen als neuen Vorsitzenden ausgesprochen: "An Christian Lindner kommt niemand vorbei. Er ist jemand, der die Partei aus der Lethargie herausführen kann." Der Altliberale Gerhart Baum meinte in der ARD: "Es gibt junge Kräfte in der FDP, die jetzt an den Aufbau gehen müssen, unter anderem Herr Lindner." Burkhard Hirsch, einst Vizepräsident des Bundestags, sagte im WDR-Radio: "Natürlich muss Herr Lindner den Parteivorsitz übernehmen."

Allerdings hatte die FDP auch nicht viele andere Möglichkeiten. Kubicki, der Wahlgewinner der Schleswig-Holstein-Wahl, hätte nur seinen Landesverband hinter sich. Außerdem liebt er seine persönliche Freiheit. Und Katja Suding, die in Hamburg als letztes Aufgebot Westerwelles Anfang 2011 überraschend die FDP in die Bürgerschaft führte und jetzt Fraktionschefin ist, gilt vielen als nett. Aber nicht in der Lage, eine Partei zu führen.

Und Holger Zastrow, der aufrechte Sachse, ist klar in der Sprache, aber eben ein Wirtschaftsliberaler durch und durch. Das war Brüderle auch. Mit bekanntem Ergebnis.

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