FDP:Letzte Hoffnung

Jubel, Trubel, Mehrheit - die Liberalen proben den Neuanfang.

Von Stefan Braun

Gejubelt haben die Delegierten, sie haben die Parteispitze mit großer Mehrheit im Amt bestätigt, haben das waghalsige Unternehmen einer Sonderumlage mit Zweidrittelmehrheit abgesegnet. Ja, selbst die in dieser Partei jahrzehntelang selbstverständlichen Intrigen sind ausgeblieben. Nach üblichen Kriterien ist der Parteitag für die FDP deshalb ein Erfolg gewesen. Hätte jemand dem Vorsitzenden Christian Lindner das vor anderthalb Jahren vorausgesagt - man wäre vermutlich ausgelacht worden.

Das Treffen von Berlin ist freilich nicht mehr als ein kleiner Anfang. Angesichts der Katastrophe, aus der die Partei kommt, mag schon das erstaunen. Es ist ja noch nicht lange her, da war die FDP von vielen für tot erklärt worden. Zu kaputt schien das Image zu sein, zu verhasst die Führung. Doch erst das absolute Debakel des Jahres 2013 eröffnete Lindner die Möglichkeit, ungestört und unangefochten den Neuanfang zu versuchen. Er ist die letzte Hoffnung, das diszipliniert in einem für die FDP ungekannten Ausmaß.

Damit freilich ist noch lange nicht entschieden, ob die Partei in den Bundestag, gar in eine Regierung zurückkehren könnte. Das würde verlangen, dass sie als Partei eines neuen, modernen Liberalismus attraktiv wird. Davon war auf dem Parteitag wenig zu spüren. Eine stärkere Rolle des Bundes bei der Bildung klingt gut, ist aber nicht mehr als ein Einstieg in neue inhaltliche Arbeit.

© SZ vom 18.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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