FDP: Guido Westerwelle:Der Mann, der Merkel "Mutti" nannte

Guido Westerwelle hatte jedes wichtige FDP-Parteiamt inne, das man bekleiden kann - in der neuen Regierung übernahm er nun das Amt des Außenministers. Eine Bildergalerie.

25 Bilder

Westerwelle reist zu deutsch-russischer Regierungskonsultation

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Gegenwind für den Vizekanzler: Mit einer Äußerung zu Hartz IV löst Guido Westerwelle Anfang des Jahres einen regelrechten Sturm der Empörung aus: "Wer dem Volk anstrengungslosen Wohlstand verspricht, lädt zu spätrömischer Dekadenz ein", wird er im Februar in einer Zeitung zitiert.

Oppositionspolitiker und Teile der CDU warfen ihm soziale Kälte und Klientelpolitik vor.

Westerwelle; dpa

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2009 ist Guido Westerwelle am Ziel: Er darf in der neuen Regierung das Amt des Außenministers übernehmen - am 28. Oktober wird er im Bundestag vereidigt. Der Grundstein für diesen Karrieresprung war...

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Guido Westewelle, Reuters

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...das gute Wahlergebnis seiner FDP bei der Bundestagswahl am 27. September: Die Liberalen erhalten 14,6 Prozent der Stimmen und erreichen damit das beste Ergebnis ihrer Geschichte in der Bundesrepublik Deutschland. Die FDP kann wieder regieren - in einer Koalition mit der Union.

In seiner Rede fasst Westerwelle sich kurz: "Wer Verluste erleidet, braucht lange Reden. Wer einen Sieg feiern kann, kann sich kurzfassen. Herzlichen Dank!"

Elf lange Jahre mussten die Liberalen das politische Tagesgeschäft im Bundestag von der Oppositionsbank verfolgen. Der Fraktionsvorsitzende Westerwelle hat all die Jahre genutzt, um ...

Philipp Rössler (links), Guido Westerwelle (Mitte), Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (Zweite von rechts) sowie Silvana Koch-Mehrin (rechts) auf der Wahlparty bei den "Römischen Höfen" in Berlin. Foto: Reuters

Guido Westerwelle, AP

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... sich als Staatsmann warm zu laufen. Im September 2009, kurz vor der Wahl, beispielsweise verliest Bundeskanzlerin Angela Merkel eine Regierungserklärung - nach dem von der Bundeswehr befohlenen Luftangriff auf zwei gekaperte Tanklaster im afghanischen Kundus. Den Rücken stets durchgedrückt, wählt Westerwelle staatstragende Sätze: "Hier geht es nicht um Parteien, hier geht es um unser Land."

Der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle im Bundestag, 8. September 2009. Foto: AP.

Dirk Niebel, Hans-Dietrich Genscher, Guido Westerwelle, ddp

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Westerwelle zeigt sich nach dem Wahltriumph im Team, die Zeit der Ein-Mann-Show scheint vorbei zu sein. Am Abend der Bundestagswahl jubelt der FDP-Spitzenkandidat mit dem ehemaligen Außenminister Hans-Dietrich Genscher und anderen Granden der Partei.

Genscher wird ihm den einen oder anderen Tipp geben: Der "Weltmeister der Reisediplomatie" war von 1974 bis 1992 Bundesaußenminister.

Mit Dirk Niebel (links), Hans-Dietrich Genscher (Mitte) und Guido Westerwelle auf der FDP-Wahlparty. Foto: ddp

Guido Westerwelle, 	Otto Graf Lambsdorff, Hans-Dietrich Genscher, Reuters

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Stets war für Westerwelle die Hilfe der FDP-Senioren wichtig. Auch die Wertschätzung von Otto Graf Lambsdorff (Mitte), dem ehemaligen Bundeswirtschaftsminister (1977-1984) und Bundesvorsitzenden der FDP (1988-1993), gab Westerwelle Halt in der Partei.

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Die Größe des Gestaltungsspielraums in der künftigen schwarz-gelben Koalition ist Verhandlungssache - auch nach der Einigung auf einen Koalitionsvertrag.

Westerwelle hat vor der Elefantenrunde am Wahlabend seinen Anhängern zugerufen: "Wir freuen uns, aber wir bleiben auf dem Teppich. Wir heben nicht ab. Jetzt geht die Arbeit erst richtig los."

Mit Angela Merkel bei der "Elefantenrunde" in ARD und ZDF. Foto: dpa

Guido Westerwelle, Martin Zeil, dpa

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Vor der Wahl hatte Westerwelle einen Erfolg nach dem anderen eingeheimst. Der selbsternannte "Volkstribun der Mittelschicht" schaffte es, der FDP ein Hoch in der Wählergunst zu bescheren.

Der FDP-Bundesvorsitzende Guido Westerwelle und der bayerische Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) auf einer Wahlkampf-Veranstaltung in einem Festzelt in Tutzing am Starnberger See, August 2009. Foto: dpa

Guido Westerwelle, Angel Merkel, dpa

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Die abgekühlte Beziehung zur Bundeskanzlerin Angela Merkel verbesserte sich im Laufe des Wahlkampfs. Für Westerwelles Koalitionswünsche war nicht nur das ausschlaggebend, ...

Bundeskanzlerin Angela Merkel und der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle lachen im Bundestag in Berlin, Juni 2008. Foto: dpa

Guido Westerwelle, ddp

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... sondern auch die FDP-Ergebnisse bei den Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und dem Saarland.

Da die CDU in Thüringen, im Saarland und im Bund verloren hat, ermöglicht das der FDP einen größeren Einfluß.

Der ambitionierte Liberale hat fast alles erreicht, was man in einer bundesdeutschen Partei erreichen kann. Nur der letzte Schritt war ihm bisher verwehrt geblieben: Im Bund einen Regierungsposten zu ergattern. Jetzt ist es soweit.

Guido Westerwelle bei einer Wahlkampfveranstaltung der FDP in Erfurt mit einer Thüringer Bratwurst. Foto: ddp

Guido Westerwelle, AP

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Geboren 1961, als Sohn eines Rechtsanwalts und einer Richterin, wächst Guido Westerwelle mit zwei Brüdern beim Vater auf. 1980 tritt er in die FDP ein und gründet die Jungen Liberalen mit. Von 1983 bis 1988 ist er deren Vorsitzender.

Als Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen auf dem FDP Bundesparteitag in Hannover, Mai 1986. Foto: AP

Guido Westerwelle, dpa

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Bereits 1988 wird Westerwelle in den FDP-Bundesvorstand gewählt. 1993 übernimmt der promovierte Rechtsanwalt den Vorsitz des FDP-Kreisverbands Bonn. Nur ein Jahr später wird er 1994 auf Vorschlag des damaligen FDP-Chefs Klaus Kinkel zum neuen Generalsekretär der Bundespartei gewählt. Westerwelle kündigt an, seine Akzente im Parteiprogramm setzen zu wollen.

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Guido Westerwelle, Gerhard, AP

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Der Zeitpunkt ist günstig. Mitte der neunziger Jahre ist die FDP reif für eine programmatische Erneuerung: Nach gescheiterten Wiedereinzügen in einige Landtage versucht Generalsekretär Westerwelle der "Partei der Leistungsbereiten" ein renoviertes Profil zu verpassen: Doppelte Staatsbürgerschaft, Einführung eines Bürgergelds, Steuersenkungen ...

Generalsekretär Guido Westerwelle, Vorsitzender Wolfgang Gerhardt und seine Stellvertreterin Cornelia Schmalz-Jacobsen auf dem FDP-Bundesparteitag in Wiesbaden, Mai 1997. Foto: AP

Guido Westerwelle, AP

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Die programmatische Erneuerung wird 1997 in den "Wiesbadener Grundsätzen" festgelegt. Darin fordert die FDP die Verantwortungsgesellschaft sowie eine Begrenzung staatlicher Leistungen. Westerwelle ist als Vorsitzender der Programmkommission für die "Wiesbadener Grundsätze" maßgeblich mitverantwortlich.

Der FDP-Generalsekretär setzt sich auch in der Öffentlichkeit für Steuersenkungen ein. Westerwelle bringt eine Senkung des Solidarzuschlags und die Abschaffung der Wehrpflicht auf die Agenda - und riskiert damit Streit mit dem Regierungspartner Union.

Kritiker sehen in den neuen programmatischen Leitlinien den Wandel von einer rechtsliberalen zu einer wirtschaftsliberalen Partei.

Guido Westerwelle, April 1997, vor einem Großflächenplakat bei der Parteizentrale in Bonn. Foto: AP

Guido Westerwelle, dpa

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Innerparteiliche Gegenspieler scheuen nicht die Kritik am Kurs und Zustand der FDP, unter ihnen die bis 1996 amtierende Bundesjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger. Westerwelle setzt sich über die Einwände hinweg.

Mit einem Exemplar der "Wiesbadener Grundsätze" in Bonn, Dezember 1997. Foto: dpa

Wolfgang Gerhard, Guido Westerwelle, dpa

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Im Wahljahr 1998 erteilt Westerwelle der Union mit ihrem vorgeschlagenen "Lagerwahlkampf" eine Absage. Mit Schlagwörtern wie "Eigenverantwortung" und "überbordender Staatsapparat" zieht er in den Wahlkampf. Die FDP, die bereits gegenüber den Grünen ihr Profil geschärft hat, kritisiert die Forderungen der CSU nach mehr Härte in der Ausländerpolitik.

Guido Westerwelle neben dem Bundesvorsitzenden Wolfgang Gerhardt, beim Leipziger Parteitag. Foto: dpa

Guido Westerwelle, dpa

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Die FDP verfehlt 1998 das Ziel, drittstärkste Kraft im Parlament zu werden. Rot-Grün kommt an die Macht. Die liberale Partei, seit 1969 an der Regierung beteiligt, findet sich auf einmal in der Opposition wieder. Eine herbe Niederlage. Doch Westerwelle macht weiter.

Guido Westerwelle präsentiert vor der Bonner FDP-Zentrale ein Plakat, mit dem die Partei ihre neue Rolle als Oppositionspartei bekräftigt, Oktober 1998 Foto: dpa

Guido Westerwelle, Big Brother Container, dpa

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In der Opposition flüchtet sich der Generalsekretär in die Rolle des Spaßmachers. Mit Auftritten im "Big Brother"-Container und bei Stefan Raab möchte Westerwelle junge Wähler gewinnen.

"Wir haben auch überall diese Kameras", sagt Westerwelle den Container-Insassen. Und meint das Bundestagsplenum.

Westerwelle bei seinem Auftritt am Samstagabend im "Big-Brother"-Haus von RTL2 in Hürth bei Köln, Oktober 2000. Foto:dpa

Guido Westerwelle, dpa

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Innerparteilich schafft es Westerwelle, sich über den führungsschwachen Parteivorsitzenden Wolfgang Gerhardt hinwegzusetzen. Zunächst einigen sich beide, die Partei im Tandem zu führen. Schließlich gibt Gerhardt auf dem Bundesparteitag im Mai 2001 den Parteivorsitz ab.

Die Medien attestieren Westerwelle einen meisterhafen Schachzug in seiner Karriereplanung.

2002 rückt der "Alleskönner" und "Vermarkter des liberalen Zeitgeistes" (SZ) seinem Ziel ein Stück näher: Als Bundesvorsitzender wird er 2002 der erste Kanzlerkandidat der Geschichte der FDP.

Das "Projekt 18" wird ausgerufen, ein Projekt des inzwischen verstorbenen FDP-Politikers Jürgen Möllemann. Mit 18 Prozent der Stimmen bei den Bundestagswahlen als angepeilter Ziellinie, versucht Westerwelle, die FDP als Volkspartei zu etablieren.

Mai 2002: Guido Westerwelle, Bundesvorsitzender der FDP, zum Ende des Bundesparteitags der FDP im Mannheimer Congress Centrum nach seiner Wahl zum Kanzlerkandidaten, seine Hände mit einem Victory-Zeichen in die Höhe gereckt. Im Hintergrund stehen (v. l.) Birgit Homburger, Wolfgang Gerhardt, Walter Döring und Rainer Brüderle. Foto: dpa.

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Die Zielmarke 18 Prozent wird lautstark beworben. Das "Projekt 18" wird zum Modeaccesoire: 18-Prozent-Schuhe und 18-Prozent-Hemdkragen schmücken den Anzug mancher FDP-Politiker

Westerwelle lässt nichts unversucht. Mit seinem Guidomobil macht er im Wahlkampf 2002 Halt in den touristischen Zentren Deutschlands. Westerwelle versucht, sich in das Kanzlerduell zwischen Gerhard Schröder und Edmund Stoiber einzuklagen. Das Kölner Verwaltungsgericht erteilt ihm eine Absage und weist die Klage zurück.

Guido Westerwelle im Berlin, Innenhof der FDP-Parteizentrale. Foto: ddp

Guido Westerwelle, ddp

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Mit lediglich 7,4 Prozent der Stimmen verkommt das "Projekt 18" nach der Bundestagswahl zur Spottnummer.

Es folgt eine parteiinterne Krise: Möllemann, FDP-Vize und nordrhein-westfälischer Landeschef, sorgt mit seiner antisemitischen Flugblattaffäre für einen Skandal.

Die Affäre wirft ihre Schatten auch auf Westerwelle - wie sich später herausstellt, ist sein Büroleiter über die Aktion informiert.

Guido Westerwelle geht in Berlin vor Jürgen Möllemann zu einer FDP-Bundestags-Fraktionssitzung im Reichstag, Oktober 2002. Foto: ddp

Möllemann-Familie, ddp

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Möllemann stirbt am 5. Juni 2003 bei einem Fallschirmsprung. Am gleichen Tag - nur wenige Minuten zuvor, hebt der Bundestag dessen Immunität auf. Möllemann werden Steuerhinterziehung, Verstoß gegen das Parteiengesetz, Betrug und Untreue vorgeworfen.

Westerwelle hatte in den Monaten nach den Bundestagswahlen mit Kritik an dem antisemitischen Kurs des ehemaligen FDP-Vize nicht gespart, obwohl er die antijüdischen Attacken Möllemanns zuvor tatenlos verfolgt hatte. Nach dem Tod Möllemanns verteidigen Westerwelle und die Parteispitze diesen Umgang mit dem Ex-Vize.

Möllemann wird im engsten Familienkreis beigesetzt. Die Witwe, Carola Möllemann-Appelhoff, untersagt die Teilnahme des FDP-Bundesvorsitzenden und anderer FDP-Spitzenpolitiker an der Trauerfeier. Das Kondolenzschreiben Westerwelles schickt sie ungeöffnet zurück.

Der Parteichef verschwindet für Monate polititisch in der Versenkung. Auf lange Sicht schadet ihm diese Episode nicht.

Die Familie von Jürgen W. Möllemann: die Witwe Carola (Mitte) und die beiden Töchter Maike und Esther bei der Beerdigung Möllemanns auf dem Zentralfriedhof Münster. Foto: ddp.

Guido Westerwelle, Angela Merkel, Edmund Stoiber, AP

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2004 setzt schließlich Westerwelle gemeinsam mit den Parteivorsitzenden von CDU und CSU, Angela Merkel und Edmund Stoiber, Horst Köhler als Bundespräsidenten durch.

Dies ebnet den Weg für eine mögliche schwarz-gelbe Zukunft. Noch zuvor hatte Westerwelle eine sozialliberale Koalition nicht als Tabu bezeichnet.

Allerdings kühlt sich die gute Stimmung zwischen der FDP und Union nach den Wahlen 2005 ab. Der sozialdemokratische Kurs der Union veranlasst Westerwelle zunehmend, die Bundeskanzlerin zu kritisieren. Er nennt die CDU-Vorsitzende "Mutti".

Die Parteivorsitzenden von FDP, CDU und CSU im Mai 2004. Foto: AP

Guido Westerwelle, Michael Mronz, AP

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Im gleichen Jahr tritt Guido Westerwelle zum ersten Mal mit seinem Lebenspartner Michael Mronz öffentlich auf.

Seine Homosexualität habe er nie verborgen. "Ich habe sie nur nicht ins Schaufenster gestellt", wie er jüngst im Bundeswahlkampf 2009 in einem Interview mit dem Magazin Du&Ich erklärt.

Tatsächlich hat Westerwelle vor Parteifreunden und Journalisten seine Beziehung mit dem Eventmanager Mronz nie verheimlicht. Er outet sich - via Bild-Zeitung.

Mit dem CHIO-Geschäftsführer Mronz verbindet ihn auch ...

Auf dem Bundespresseball im November 2004. Foto: AP

Guido Westerwelle, AP

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... seine Liebe zum Sport: Laufen, Beachvolleyball, Segeln, Reiten und Mountainbiking. Der in Bonn und Berlin lebende Politiker sammelt zudem zeitgenössische Kunst und ist ein Konzert- und Buchliebhaber. In Spanien und Italien verbringt er häufig seinen Urlaub.

Guido Westerwelle auf dem Stausee in Quitzdorf bei Görlitz, Juli 2008 . Foto: AP. Text: sueddeutsche.de/Miguel A. Zamorano

© sueddeutsche.de
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