FDP:Einfach du

Die Liberalen üben die Wiederbelebung durch eine Person.

Von Josef Kelnberger

Nur noch neun Monate, dann wird Bilanz zu ziehen sein bezüglich eines der faszinierendsten Projekte in der deutschen Politik: der Wiederbelebung einer Partei durch eine einzelne Person. Christian Lindner, der nach dem Fiasko der FDP bei der Bundestagswahl 2013 den Parteivorsitz übernommen hat, sorgte beim Dreikönigstreffen wieder für eines dieser Erweckungserlebnisse, die für seine Auftritte typisch sind. Freiheit, Selbstverantwortung, Mut - die liberalen Kernbegriffe zünden, wenn Lindner sie verwendet. Am Freitag wurden sie unterstützt durch zwei Buchstaben, die auf der Bühne eingeblendet wurden: Du. Auf den Einzelnen kommt es an, so die Botschaft. Man fühlt sich gut dabei, irgendwie.

Zumindest rhetorisch hält Lindner Kurs. In der aktuellen Debatte um die Verschärfung von Sicherheitsgesetzen lehnt die FDP eine Ausweitung der Videoüberwachung ab. Auch Lindners Forderung nach einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum Umgang der Sicherheitsbehörden mit dem Attentäter von Berlin wirkt plausibel. Die Wähler werden allerdings irgendwann wissen wollen, ob Lindner bereit ist, auch Verantwortung zu übernehmen, sollte die FDP zurück in den Bundestag kommen. Die "grüne Hegemonie" in der deutschen Politik hat er nun zum Feindbild erkoren. Wie würde Lindner beim nächsten Dreikönigstreffen wohl einen Koalitionsvertrag mit Union und Grünen verkaufen?

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