Farc-Rebellen in Kolumbien:Vom Kampf für die Bauern zum Handel mit Drogen

Sie begannen als militärischer Arm der kolumbianischen Kommunisten - doch ihr Kampf scheint kaum noch politisch motiviert. Mit Drogenhandel und Entführungen versetzten die Farc-Rebellen in den vergangenen Jahren viele Kolumbianer in Angst. Nun verhandeln sie erneut mit der Regierung. Für eine Lösung des blutigen Konfliktes fehlt vor allem eines: Vertrauen.

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Quelle: AFP

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Es ist ein blutiger Konflikt, der schon sehr lange tobt: Seit fast 50 Jahren bekämpfen die linksgerichteten Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (Farc) den kolumbianischen Staat. Mehr als 200.000 Menschen sind der bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzung zum Opfer gefallen. Was als politische Bewegung begann, entwickelte sich im Laufe der Zeit immer mehr zu einer kriminellen Vereinigung. Seit vergangenem Jahr läuft ein weiterer Anlauf, den Konflikt zu beenden (auch wenn ein Graffito im ländlichen Caloto noch 2012 ein Farc-Engagement für "ein neues Kolumbien" fordert). Es ist bereits der vierte Versuch.

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Quelle: AP

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Die Vermittler der kolumbianischen Regierung machen sich am 16. Oktober 2012 auf den Weg nach Oslo: Der frühere Vizepräsident und Ex-Innenminister Humberto de la Calle steht neben dem winkenden Friedens-Hochkommissar Sergio Jaramillo. Nach langwierigen Vorgesprächen in Kuba beginnen nun in Norwegen die Verhandlungen darüber, wie der Konflikt beigelegt werden kann, in dem sich die Kontrahenten brutal bekämpft haben.

FARC-Rebellenchef Tirofijo tot

Quelle: dpa

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Die Farc wird am 27. Mai 1964 gegründet - als militärischer Arm der Kommunistischen Partei Kolumbiens. Anlass ist der blutige Einsatz des Militärs gegen rebellierende Bauern in der Ortschaft Marquetalia im Departement Tolima. Zum ersten Anführer der marxistisch orientierten Guerilla wird ihr Mitbegründer Pedro Antonio Marín alias Manuel Marulanda (sitzend), wegen seiner Schießkünste besser bekannt als "Tirofijo", was übersetzt so viel wie sicherer Schuss oder Blattschuss bedeutet.

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Quelle: AFP

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Die Farc ist zunächst also die Kampftruppe einer politischen Emanzipationsbewegung, ihre Mitglieder sind vor allem kolumbianische Bauern, später auch Studenten und städtische Arbeiter. Ihre Angriffsziele sind Polizeistationen, Regierungstruppen oder paramilitärische Gruppen. Erst im Laufe der Zeit - verstärkt ab den neunziger Jahren - verstrickt sich die Organisation immer mehr in den Drogenhandel und andere kriminelle Aktivitäten. Zudem werden die Rebellen für Bombenanschläge in mehreren kolumbianischen Städten verantwortlich gemacht, so auch für einen Autobombenanschlag in Buenaventura im März 2010. 

A woman holds a banner with pictures of family members kidnapped by FARC rebels during the National Convention of victims in Bogota

Quelle: REUTERS

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Die Rebellen schrecken auch nicht mehr davor zurück, Unbeteiligte oder Zivilisten zum Ziel ihrer gewalttätigen Aktionen zu machen. Neben Einnahmen aus dem Drogenhandel werden Lösegelder für oft jahrelang festgehaltene Geiseln zu einer Haupteinnahmequelle der Farc. Nirgends auf der Welt werden so viele Menschen entführt wie in Kolumbien - und viele kommen nicht zurück. Im Oktober 2012 ziehen in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá zahlreiche Menschen auf die Straße, um erneut auf ihre gekidnappten Angehörigen aufmerksam zu machen.

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Quelle: AFP

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Prominentestes Entführungsopfer ist die Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt. Sie wird am 23. Februar 2002 auf dem Weg zu einem Wahlkampftermin von den Farc-Rebellen gekidnappt und erst mehr als sechs Jahre später von kolumbianischen Streitkräften aus der Hand ihrer Entführer befreit.

COLOMBIAN PRESIDENT-ELECT ANDRES PASTRANA SPEAKS WITH LEADER OF FARC MANUAL VELEZ

Quelle: REUTERS

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Drei Mal werden ernsthafte Versuche für Friedensverhandlungen unternommen: 1984, 1991 und 1999 unter dem konservativen Präsident Andrés Pastrana (im Bild rechts, neben Farc-Anführer "Tirofijo"). Pastrana überlässt der Farc ein demilitarisiertes Dschungelgebiet von der Größe der Schweiz. Die Guerilla erklärt einseitig eine Waffenruhe. Ihr wird aber vorgeworfen, das ihr überlassene Gebiet für Drogen- und Waffenschmuggel zu nutzen. Als die Farc ein Flugzeug kapert, um einen Abgeordneten zu entführen, bricht Pastrana die Verhandlungen im Februar 2002 ab.

Friedensgespräche kolumbianischen Regierung - Linksguerilla Farc

Quelle: dpa

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Schon Mitte der achtziger Jahre unternehmen ranghohe Mitglieder der Farc zudem den Versuch, ihre Ziele auf legalem Weg durchzusetzen, durch die Gründung einer politischen Partei, der Unión Patriótica. Doch der Schritt aus dem Untergrund endet für viele tödlich: Tausende ihrer Parteimitglieder werden von paramilitärischen Gruppierungen und Todesschwadronen ermordet oder entführt - möglicherweise auch unter Beteiligung des kolumbianischen Militärs. Die meisten Morde werden nie offiziell aufgeklärt.

FARC-Vize Reyes bei Kämpfen mit kolumbianischem Militär getötet

Quelle: dpa

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Inzwischen setzten bei der Farc Ermüdungserscheinungen ein. 2008 stirbt der langjährige Guerilla-Führer "Tirofijo" mit 77 Jahren im Dschungel an den Folgen eines Herzinfarkts -  ein harter Schlag für die Organisation. Die Ermordung weiterer Führungsmitglieder schwächt die Rebellen zusätzlich. Die gezielte Tötung von Farc-Sprecher Raúl Reyes (im Bild) durch kolumbianische Einheiten auf ecuadorianischem Staatsgebiet verursacht 2008 eine Krise zwischen den beiden Nachbarstaaten.

A Colombian policeman recently freed by FARC rebels is helped by a medical personnel after arriving at Villavicencio airport

Quelle: REUTERS

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Die Farc scheint bereit für einen neuen Friedensanlauf: Im April 2012 ließen die Rebellen die letzten zehn von ihr verschleppten Militärs und Polizisten frei. Bereits zuvor hatten sie angekündigt, keine Zivilisten zur Lösegelderpressung mehr entführen zu wollen. Doch die Verhandlungen sind schwierig. Unter welchen Bedingungen ist die Farc bereit, ihren Kampf zu beenden? Wie kann die Guerilla-Organisation politisch integriert werden? Und welche Alternative gibt es zum Drogenhandel, von dem die Rebellen leben? Was geschieht mit ihren Opfern? Diese Fragen müssen langfristig beantwortet werden.

© Süddeutsche.de/dpa/gal/holz
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