Familienpolitik:Für Kind und Kegel

Kann nur die Ehe zur Familie führen? Das denkt die Union. Aber ist Familie nicht einfach da, wo Kinder sind?

Von Constanze von Bullion

Familienministerin Manuela Schwesig will dafür sorgen, dass künstliche Befruchtungen und Kinderwunschbehandlungen auch dann vom Staat mitfinanziert werden, wenn ein Paar nicht verheiratet ist. Und wie immer, wenn Schwesig etwas vorschlägt, kommt aus der Union der Abwehrreflex. Wenn der Staat Geld dafür ausgebe, dass mehr Kinder geboren werden, müsse er auch dafür sorgen, dass sie in einer möglichst stabilen Beziehung, also Ehe, und unter "bestmöglichen Bedingungen" groß werden könnten, warnen Unionisten.

Das suggeriert nicht nur, dass unverheiratete Eltern einem Kind nur zweitbeste Bedingungen bieten können. In dieser Hierarchisierung steckt auch die Unterstellung, Paare ohne Trauschein könnten leichtfertiger auf Angebote der Reproduktionsmedizin zurückgreifen als verheiratete. Mit anderen Worten: Da könnte ja jeder kommen und sich auf Staatskosten mal schnell ein Kind machen lassen.

Das geht an der Realität weit vorbei. Ein Paar, das sich zur Kinderwunschbehandlung entschließt, hat in der Regel Jahre voller Leid hinter sich. Es unterzieht sich einer belastenden Prozedur, die sich jeder gern ersparen würde, ob verheiratet oder nicht. Statt das Kindeswohl vorzuschieben und den Schutz von Ehe und Familie, sollte die Union sich auf den Spruch des Verfassungsgerichts besinnen: Familie ist da, wo Kinder sind. Und jedes Kind sollte dem Staat gleich viel wert sein.

© SZ vom 22.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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