Familien:Die Sicht der Kinder auf ihre Eltern

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Kinder von Eltern, die beide ähnlich viel arbeiten, sind laut Untersuchung von dem Modell überzeugt. Viele würden es als Erwachsene ebenso halten. (Foto: Ute Grabowsky/photothek.net)

Bundesfamilienministerin Katarina Barley wirbt für eine "Familienarbeitszeit" - mit den Ergebnissen einer Sozialstudie. Der zufolge schätzen es Kinder, wenn beide Elternteile Erwerbs- und Hausarbeit gerecht aufteilen.

Von Jakob Schulz, Berlin

Viele Kinder wünschen sich einer Untersuchung zufolge, dass sich ihre Väter und Mütter zu gleichen Teilen um die Erziehung und andere familiäre Aufgaben kümmern. Das geht aus einer Studie im Auftrag des Bundesfamilienministeriums hervor. Das Berliner Institut für sozialwissenschaftlichen Transfer (Sowitra) befragte dazu Eltern und Kinder aus 28 Familien, in denen beide Elternteile jeweils zwischen 26 und 36 Stunden pro Woche arbeiten und etwa gleich viel Zeit mit den Kindern verbringen.

Die Untersuchung konzentriert sich auf die Sicht der Kinder. Die Mehrheit von ihnen finde die partnerschaftliche Rollenverteilung der Eltern gerecht, sagte Bundesfamilienministerin Katarina Barley (SPD) bei der Vorstellung der Studie. Demnach sind die meisten Kinder zwischen sechs und 14 Jahren mit dem vergleichbaren Arbeitspensum ihrer Eltern zufrieden und halten die Aufteilung für gerecht und positiv. Die Kinder schätzen zudem, dass beide Eltern mehr Zeit mit ihnen verbringen, wenn auch abwechselnd. Dadurch, so die Autoren der Studie, erleben Kinder ihre Eltern als gleichwertige Bezugspersonen: Die Kinder können von den Stärken und Kompetenzen beider Elternteile profitieren und sich für Anliegen gezielt an einen von beiden wenden. Gerade Mädchen profitieren demnach vom intensiveren Kontakt zu ihren Vätern, weil sich mit ihnen "geschlechtsuntypischere" Aktivitäten eröffnen. "Das Konzept vom Vater, der abends nach Hause kommt, wenn die Kinder schon schlafen, hat ausgedient", sagte Barley. Viele der befragten Kinder betonen außerdem, dass die Arbeitszeiten ihrer Eltern nicht nur klar begrenzt, sondern auch verlässlich sein müssten.

Die meisten Eltern kleiner Kinder wollen eine gerechte Arbeitslast. Die Realität sieht anders aus

60 Prozent der Eltern mit kleinen Kindern finden es Erhebungen zufolge ideal, wenn beide sich gleichermaßen um Familie und Haushalt kümmern und vergleichbar viel arbeiten. Mit der Realität hat das wenig zu tun. Für Väter in Deutschland ist Arbeit in Teilzeit die Ausnahme, für Mütter dagegen die Regel. Neun von zehn Vätern eines Kindes unter sechs Jahren arbeiteten dem Statistischen Bundesamt 2015 zufolge Vollzeit, aber nur jede vierte Mutter. Waren die Kinder über sechs Jahre alt, arbeitete jede dritte Mutter Vollzeit.

Als große Hemmnisse für partnerschaftliche Arbeitszeiten nennen die Studienautoren starre Arbeitszeitmodelle in vielen Betrieben, fehlende Ganztagsbetreuung für Kinder, aber auch unterschiedliche Verdienstmöglichkeiten von Männern und Frauen. Viele Frauen arbeiten in vergleichsweise niedrig bezahlten Berufen, dies schränke den Entscheidungsspielraum von Eltern, wer wie viel arbeiten solle, von vornherein ein.

Familienministerin Barley wirbt vor dem Hintergrund der Studie für das Modell einer "Familienarbeitszeit". Der Vorschlag geht auf Barleys Amtsvorgängerin Manuela Schwesig (SPD) zurück. Damit sollen Eltern, die beide lediglich 26 bis 36 Wochenstunden arbeiten, ein "Familiengeld" von jeweils 150 Euro pro Kind vom Staat erhalten. Die Förderung soll für Kinder unter acht Jahren und für maximal 24 Monate gelten. Davon würden Geringverdiener überproportional profitieren. Auch Alleinerziehende sollen die Förderung erhalten.

© SZ vom 24.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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