Facebook:Digitale Müllabfuhr

Wer Inhalte auf Facebook kontrolliert, sollte anständig bezahlt werden.

Von Simon Hurtz

Facebook ist sich selbst über den Kopf gewachsen. Mehr als ein Viertel der Weltbevölkerung teilt Inhalte in dem sozialen Netzwerk: Kluges, Banales und Entsetzliches. Aber nur 4000 Menschen sind dafür zuständig, diese Inhalte zu überprüfen - das sind weniger als 0,0001 Prozent der Weltbevölkerung. Facebook hat es viele Jahre versäumt, entsprechende Mitarbeiter auszubilden. Ein Fehler, der sich jetzt rächt.

Die digitale Müllabfuhr sichtet täglich Millionen Fotos und Videos, darunter Darstellungen von Kindesmissbrauch, Tierquälerei oder live übertragene Suizide. Ein Großteil der Menschen arbeitet bei externen Dienstleistern: kein geschultes Fachpersonal, sondern Hilfskräfte, die für ein Gehalt knapp über dem Mindestlohn ihre psychische Gesundheit riskieren. Interne Schulungsunterlagen zeigen, wie komplex der Job ist. Auf Tausenden Seiten erklärt Facebook den Mitarbeitern, wo die Grenze zwischen Meinungsfreiheit und Strafbarkeit verläuft.

Offenbar nimmt Facebook diese Fragen ernst und bemüht sich, den Kontrolleuren bei ihrer schwierigen Arbeit zu helfen. Hier scheint der enorme politische und gesellschaftliche Druck geholfen zu haben. Aber jetzt wäre es an der Zeit, die Arbeitsbedingungen grundlegend zu verbessern. 1500 Euro brutto und eine posttraumatische Belastungsstörung sind aber kein angemessener Lohn dafür, den ganzen Schmutz aus dem Netz zu fischen.

© SZ vom 22.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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