Die Reaktionen der Abgeordeten nach dem Treffen: überwiegend positiv. Der EZB-Chef habe klargemacht, dass die EZB-Krisenmaßnahmen nicht auf Inflation abzielten, sagte der FDP-Finanzexperte Volker Wissing. "Damit dürften Zweifel an der Seriosität der EZB-Politik beendet sein." Der SPD-Finanzexperte Joachim Poß sprach von einer "insgesamt positiven Vorstellung". Er hoffe nun auf eine sachlichere Debatte über die EZB-Politik: "Ich fände es gut, wenn dieser Dialog der Startschuss wäre für einen rationaleren Umgang."
"Seine Antworten waren sehr überzeugend", sagte der haushaltspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Norbert Barthle. Auch die Grünen-Abgeordnete Bärbel Höhn zeigte sich angetan vom Auftritt des Zentralbankchefs: "Draghi hat eine gute Analyse gemacht und notwendige Schlussfolgerungen gezogen und das alles einfach erklärt", twitterte die Abgeordnete.
Frank Schäffler von der FDP - wegen seiner Bemühungen um einen Mitgliederentscheid gegen den Rettungsschirm als Euro-Rebell bekanntgeworden - zeigte sich skeptisch: "Draghi ist eigentlich eine Taube im Falkenkleid. Er war Präsident der italienischen Nationalbank, und die war eher gekennzeichnet durch inflationistische Politik. Das ist auch jetzt zu erwarten. Ich glaube, er wird auf finanzielle Repression setzen, das heißt, auf die Enteignung von Sparvermögen durch Inflation", sagte Schäffler in einem Interview mit dem TV-Sender Phoenix.
Aber auch aus der SPD gab es leise Kritik: Der SPD-Finanzexperte Carsten Schneider sagte, es gebe die Befürchtung, dass die EZB Risiken eingehe, die letztendlich der Steuerzahler tragen müsse. "Dies konnte Herr Draghi letztendlich nicht ausräumen".