Extremistische Gewalt in Deutschland:Land der Schläger

Extremistische Gewalttaten nehmen in Deutschland rasant zu: Die meisten Straftaten gehen noch immer auf das Konto der extremen Rechten - doch linke Gewalt holt in der Statistik auf.

In Hamburg zünden Linksautonome Polizeiautos an, in Berlin hetzen Neonazis im Wahlkampf gegen Politiker mit Migrationshintergrund.

Auch wenn nicht alle extremistischen Straftaten im vergangenen Jahr für solche Schlagzeilen sorgten: Mehr Menschen als je zuvor haben 2009 aus politischen Gründen randaliert, gesprayt und zugeschlagen. Die Zahl politisch motivierter Straftaten stieg um 6,7 Prozent auf fast 34.000 Delikte an, wie das Bundesinnenministerium meldet.

Für den Anstieg ist vor allem die Zunahme linksextremer Gewalt verantwortlich: Zum ersten Mal fielen linker Gewalt mehr Menschen zum Opfer als gewalttätigen Übergriffen aus der rechten Szene. Bei linksextrem motivierter Kriminalität war demnach ein Zuwachs von fast 40 Prozent zu verzeichnen.

Innenminister Thomas de Maizière (CDU) zeigte sich besorgt - auch als oberster Dienstherr der Polizei. Mehr als die Hälfte der Körperverletzungen waren Angriffe auf Polizeikräfte, sagte de Maizière. In fast allen anderen Fällen sei die Gewalt gegen rechte Kräfte gerichtet gewesen.

Für den einzigen Todesfall vor politischem Hintergrund sind laut Innenministerium rechtsextreme Täter verantwortlich. Straftaten aus der rechten Szene, zu denen nicht nur Gewalttaten gehören, machten auch 2009 das Gros der politisch motivierten Delikte aus: Zwei Drittel werden rechtsextremen, ein Drittel wird linksextremen Kreisen zugerechnet. Mit 19.500 Straftaten ist rechte Gewalt und Kriminalität damit auf dem zweithöchsten Stand seit 2001.

Zwar wurde im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang von 4,7 Prozent registriert. Rechne man allerdings Propagandadelikte wie Hakenkreuz-Schmiereien aus der Statistik heraus, heißt es aus dem Innenministerium, sei bei den rechtsextremistischen Straftaten sogar ein leichter Zuwachs zu registrieren - um 0,6 Prozent.

Immer häufiger verschwimmen die Grenzen zwischen politischer Gewalt und unpolitischem Vandalismus. So sei die Zahl linksextremistisch motivierter Brandstiftungen stark gestiegen, sagte de Maizière. Allein in der Hauptstadt brannten im vergangenen Jahr mehr als 200 Autos.

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